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Long Covid im Sport: „Gefahr keinesfalls unterschätzen!“

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Manuel Karger war ein erfolgreicher Hobby-Triathlet mit beeindruckenden Leistungen bei internationalen Rennen. Dann infizierte er sich im Dezember 2020 mit dem Corona-Virus und leidet seitdem an den sogenannten Long Covid Folgen der Viruserkrankung. Der 35-jährige Familienvater kann keinen Sport mehr treiben und möchte andere Sportler für das Thema sensibilisieren.

Hiobsbotschaft an Weihnachten

An den Zeitpunkt der Hiobsbotschaft kann sich Manuel Karger noch genau erinnern. „Es war an Heiligabend um 16:30 Uhr als meine Frau und ich erfuhren, dass unser Covid-19 Test positiv war“, schildert der Oberschöllenbacher. „Zu dem Zeitpunkt habe ich mir aber nichts groß dabei gedacht und bin davon ausgegangen, dass die Sache in ein paar Tagen wieder vergessen ist.“

Doch es sollte anders kommen. Manuel fühlte sich schnell kränklich, schlaff und zeigte die typischen Grippesymptome. „Und es war leider nicht nach ein paar Tagen vorbei“, blickt er zurück. Nach zwanzig Tagen Quarantäne zu Hause ging es ihm immer noch mies und es wurde erneut ein Test vorgenommen. Wieder positiv! Auch danach sollte sich keine Besserung einstellen, die Symptome blieben, heftige Gelenk- und Muskelschmerzen sowie ein Brennen in der Brust quälten den jungen Vater einer zweijährigen Tochter. Ein weiterer Test am 28. Januar war wiederum positiv.

Manuel Karger war ein erfolgreicher Triathlet.
# Manuel Karger war ein erfolgreicher Triathlet.
15 Stunden Training in der Woche waren normal, um in seinem geliebten Sport erfolgreich zu sein.
# 15 Stunden Training in der Woche waren normal, um in seinem geliebten Sport erfolgreich zu sein.

Erst im Februar wurde Manuel zum ersten Mal wieder negativ getestet, doch die Leidensgeschichte war damit keineswegs vorbei. Zwar wurden die Symptome milder und Manuel versuchte ab Mitte März wieder zur Arbeit zu gehen, doch diesen Versuch musste er nach vier Wochen geknickt und völlig geschwächt wieder aufgeben.

Arbeiten wegen Long Covid Folgen unmöglich

„Ich benötigte jedes Mal das komplette Wochenende, um mich nur einigermaßen von der restlichen Woche zu erholen“, schildert er im Gespräch mit Rennrad-News. „An ein normales Leben ist überhaupt nicht zu denken. Ich fühle mich schlapp, schwach, abgeschlagen, kaum dazu in der Lage etwas zu machen.“ Was genau er hat, kann ihm zu der Zeit niemand sagen. Doch er bleibt aktiv, sucht nach Fachärzten, lässt sich auf eigene Kosten sportmedizinisch untersuchen. Alles ohne greifbares Ergebnis: „Alle Organe sind gesund, es kann kein einzelnes gravierendes Problem erkannt werden.“

„An ein normales Leben ist überhaupt nicht zu denken. Ich fühle mich schlapp, schwach, abgeschlagen, kaum dazu in der Lage etwas zu machen.“

Manuel Karger

Im Mai wird er schließlich als Long Covid Patient eingestuft und wartet derzeit auf eine Reha-Maßnahme, die im Oktober stattfinden soll. Was dort genau passieren wird, weiß er nicht. „Die Situation ist sehr schwierig“, bedauert er. „Man erhält als Betroffener sehr wenig Hilfe, muss viel Eigeninitiative zeigen, um überhaupt mal gefühlt einen Schritt weiterzukommen.“

Aktuell ist er krankgeschrieben, an einen normalen Tagesablauf ist kaum zu denken, der geliebte Sport in weite Ferne gerückt. „Vor meiner Erkrankung habe ich rund 15 Stunden die Woche trainiert – mit großer Freude!“, schildert er. „An Radfahren oder Laufen ist aktuell überhaupt nicht zu denken, lediglich schwimmen kann ich hin und wieder mal an einem guten Tag. Allerdings im Schneckentempo!“

Es ist auch mental sehr schwierig positiv zu bleiben, aber Manuel gibt die Hoffnung nicht auf und will wieder Sport treiben können. Viele Ärzte hätten ihm gesagt, dass er es nur seinem exzellenten Fitness-Zustand vor der Infektion zu verdanken habe, dass er nicht auf der Intensiv-Station gelandet sei. So versucht er sich daran zu halten und eines Tages wieder dahin zu kommen.

Gefahr nicht unterschätzen!

Und er möchte andere Menschen, gerade auch Sportler, auf die Gefahren aufmerksam machen: „Man darf Covid-19 nicht auf die leichte Schulter nehmen! Freilich bleibt die Erkrankung bei vielen Menschen sehr mild und ohne Folgen, aber ich habe bei mir persönlich einen ganz anderen Verlauf erlebt. Und ich habe in den letzten Monaten viele Menschen, darunter auch Leistungssportler, getroffen, denen es leider ähnlich ergeht.“

Training war zu jeder Jahreszeit angesagt, im Moment ist an Radfahren leider nicht zu denken.
# Training war zu jeder Jahreszeit angesagt, im Moment ist an Radfahren leider nicht zu denken.

Manuel Karger ist nicht der einzige Sportler, der von den Folgen einer Covid-Infektion betroffen ist, auch einige Radprofis wurden in den vergangenen Monaten positiv getestet. Selbst im besten Fall, wenn also keine Symptome zu erkennen sind, raten Ärzte vor einem zu schnellen Einstieg ins Training ab. Eine Ruhepause sei unerlässlich, danach ein langsamer Wiedereinstieg ins Training, am besten unter ärztlicher Überwachung.

Habt ihr Erfahrung mit der Sport-Aufnahme nach einer überstandenen COVID-19 Infektion – war die medizinische Hilfe darauf eingerichtet?


Text: Harald Englert, Fotos: privat

Paul Voß im Interview zu Gravel Rennen: „Das Inklusive ist das Tolle!“

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Die Meisten kennen Paul Voß als Tour de France-Co-Kommentator. Aber der Ex-Punkte-Trikot-Träger ist auch aktiver Gravel Rennfahrer und hat die Schotterstraßen zu seiner neuen Heimat gemacht. Vor kurzem fuhr er zum ersten Mal beim großen US-Gravel-Rennen Belgian Waffle Ride aufs Podium. Gerade hat er ein neues Bikepacking-Video rausgebracht. Wir haben mit ihm über Gravel-Rennen gesprochen und auch nach der Zukunft in Deutschland gefragt.

Jan, Rennrad-News: Du bist beim Belgian Waffle Ride in Utah, USA, aufs Podium gefahren. Glückwunsch dazu erst einmal. Ich persönlich, als Klassikerfan, mag ja den Titel. Das Rennen startete bereits vor 10 Jahren zum ersten Mal und gilt als eine Hommage an belgische Frühjahrsklassiker. Es enthält traditionell viele „Offroad-Sektoren“ anstatt der Kopfsteine und Hellingen und es werden Belgisches Bier und Waffeln gereicht. Inzwischen ist es eine ganze Rennserie mit vier Austragungsorten. Du bist das Event in Utah gefahren, das über 209 km führt. Man kennt dich eher als Bergfahrer, denn als Klassikerspezialist. Wie lief es? Wer waren deine härtesten Gegner?

Paul: Das Rennen lief eigentlich zu 80 Prozent auf Gravel, der Rest war Straße. Wir sind gleich sportlich losgefahren. Nach ungefähr 35 km habe ich mich dann entschieden, eine Vorentscheidung herbeizuführen. Ich bin dann bei der ersten Gravel Passage, die auch ein bisschen technisch war, mit Sand, etwas Windkante, direkt von vorne gefahren. Das hat dann auch gleich eine Gruppe aus dem Feld gelöst. Wir kamen dann aus diesem Stück mit vier Fahrern raus, der spätere Gewinner Peter Stetina, der Zweite Griffin Easter und noch ein anderer Fahrer.

Diashow: Paul Voß im Interview zu Gravel Rennen: „Das Inklusive ist das Tolle!“
Der Asphaltanteil in den Rennen unterscheidet sich erheblich
Paul Voß
Peter Stetina fuhr auf Platz Eins, Griffin Easter auf Platz Zwei.
Bei US-Gravel-Rennen stehen Top-Athleten mit Hobbyfahrer*innen gemeinsam am Start.
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Der Belgian Waffle Ride in Utah ist eines von vier Rennen der Serie
# Der Belgian Waffle Ride in Utah ist eines von vier Rennen der Serie - Paul Voß fuhr auf den dritten Platz, auch dank seiner Fahrtechnik, ist er sicher.
Paul Voß
# Paul Voß - „Mega happy“ mit dem dritten Platz.
Das Tolle an den Gravel Rennen in den USA?
# Das Tolle an den Gravel Rennen in den USA? - „Das Inklusive“, sagt Paul.

Wenig später bin ich leider gestürzt, weil ich mit meinem Vorderrad das Hinterrad von einem anderen Fahrer berührt habe. Durch den Sturz, der viel Zeit gekostet hat, bin ich dann in einer zehn oder zwölf Mann starken Gruppe gelandet. Es gab immer wieder Attacken, das Tempo war hoch, es gab einen Anschluss. Ungefähr bei Kilometer 120 haben Stetina und Griffin das Tempo noch mal richtig erhöht und wir konnten uns wieder zu viert absetzen, später zu sechst. In den letzten schweren Anstieg sind wir dann zu sechst gefahren. Der war 4 km lang und im Schnitt 9 % steil, aber eigentlich über 3 km so um die 10 % bis 14 % knonstant steil, auf Schotter. Meine Übersetzungen waren auf jeden Fall hart an ihrer Grenze, und ich konnte den beiden nicht mehr folgen

In der Abfahrt, auf dem technischen Stück konnte ich dann wieder zwei Fahrer einholen. Ich wusste, dass ich auf den technischen Passagen besser sein werde, von daher habe ich mich am Anstieg auch vorher darauf konzentriert, mein eigenes Tempo zu fahren. Die Abfahrt war dann 4 km Singletrail, die man auch eher mit dem MTB hätte fahren können. Da habe ich dann alle wieder überholt, sogar den Zweitplatzierten, der aber wieder auf dem Asphalt aufschließen konnte. Am Schluss hatte ich dann Krämpfe und konnte ihn nicht halten, da merke ich dann doch, dass mir die Rennhärte fehlt, durch die wenigen Rennen, die ich habe.

Am Ende bin ich aber jetzt mit dem dritten Platz mega happy. Da hat sich die US-Reise definitiv schon gelohnt.

Peter Stetina fuhr auf Platz Eins, Griffin Easter auf Platz Zwei.
# Peter Stetina fuhr auf Platz Eins, Griffin Easter auf Platz Zwei.

Gab es noch andere Fahrer*innen aus D im Rennen?
Ich war der einzige deutsche Fahrer vor Ort. Es waren eigentlich nur Amerikaner*innen und Kanadier*innen am Start.

Du bist in dieser Saison richtig ins Gravel Rennen eingestiegen und fährst sozusagen eine Renntournee in den USA. Wie anders ist das als Profi-Rennen?

Da drüben ist es auf jeden Fall komplett anders, als es in Europa ist. Die Rennen sind richtige Rennen. Es ist nicht wie bei uns, wo Rides ja eher Events sind (zum Beispiel der Gravel Fondo oder die Schwalbe Gravel Games, Anmerkung der Redaktion). Es geht in den USA wirklich um die Performance, da braucht man auf jeden Fall das richtige Equipment. Es ist alles ähnlich, wie es bei Straßenrennen ist.

Inklusiver ist es aber auf jeden Fall auch. Es gibt ungeschriebene Gesetze, die jeder befolgt. Dadurch gibt es mehr Kameradschaft, Unterstützung und Zusammenhalt und man versucht, sich nicht gegenseitig fertig zu machen.

Unterscheiden sich Gravel-Rennen dort untereinander stark?
Ja, die unterscheiden sich schon stark voneinander. Der Belgian Waffle Ride in Utah war schon großteils ein klassisches Gravel-Rennen, dennoch waren auch viele harte Singletrails dabei und etwas Asphalt. Der Belgian Waffle Ride in San Diego führte zum Beispiel dagegen über sehr, sehr viel Asphalt. Von daher: Es gibt schon große Unterschiede.

Deshalb finde ich es auch schwierig, Graveln so in eine Schublade zu stecken. Jedes Gebiet auf der Welt hat ja seine eigene Topograhie und Gravel-Belagsarten. Es gibt echte Highspeed-Kurse, bis hin zu technisch sehr anspruchsvollen, bis hin zu auch sehr bergigen.

Bei US-Gravel-Rennen stehen Top-Athleten mit Hobbyfahrer*innen gemeinsam am Start.
# Bei US-Gravel-Rennen stehen Top-Athleten mit Hobbyfahrer*innen gemeinsam am Start.

Was sagst du zur UCI Entscheidung, Gravel-Rennen zu lizenzieren? Fährst du die Rennserie dann mit?

Dazu kann ich eigentlich nicht viel sagen, weil ich nicht weiß, welche Rennen es dann letztendlich werden. Ich weiß aber schon, dass wahrscheinlich keins der großen internationalen Rennen Teil dieser Serie sein wird. Wenn es dann so eintritt, kann man auf jeden Fall die sportliche Relevanz infrage stellen. Ich werde mir das angucken und dann entscheiden, ob ich mich für die WM qualifizieren will oder ob ich wieder dieses amerikanische Programm fahre und dann ein paar europäische Bikepacking-Events fahren werde, wie ja zuletzt das Badlands. Das macht mir einfach auch sehr viel Spaß.

Glaubst du, es wird auch in Deutschland mehr Gravel Rennen mit Massenstart und Zeitnahme geben? Welche Kandidaten siehst du, wenn?
Ich denke, dass sich in Deutschland in Zukunft etwas entwickeln wird. Ich merke von meinen Partner*innen auf jeden Fall, dass das Interesse da ist. Es braucht einfach diesen einen initialen Anstoß in diesem Stadium von ein, zwei Veranstaltungen, die es ein wenig größer aufziehen, damit man in Gang kommt. Ich habe auf jeden Fall Bock, mich zu engagieren. Und vielleicht kann man ja im nächsten Jahr schon irgendwas auf die Beine stellen. Auf jeden Fall glaube ich, dass die Zeit reif ist, und man muss es jetzt einfach mal machen.

In den Staaten sind die Events riesengroß, vergleichbar mit einem Ironman oder auch einem Marathon. Das ist dieses Inklusive, dass du mit den Top-Athleten am Start stehst und auch die gleiche Strecke fährst. Das ist das Tolle am Gravel Sport, wie er dort ausgeübt wird.

Der Belgian Waffle Ride in Utah besteht zu 80 % aus Gravel, sagt Voß.
# Der Belgian Waffle Ride in Utah besteht zu 80 % aus Gravel, sagt Voß.
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Starter*innen unterstützen sich bei den Rennen gegenseitig.
# Starter*innen unterstützen sich bei den Rennen gegenseitig.
Die Spitzengruppe mit Voß, Stetina, Griffin in wechselnder Begleitung.
# Die Spitzengruppe mit Voß, Stetina, Griffin in wechselnder Begleitung.
Der Asphaltanteil in den Rennen unterscheidet sich erheblich
# Der Asphaltanteil in den Rennen unterscheidet sich erheblich - in Utah ist er laut Voß gering.
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# IMG 5252

Könntet ihr euch Gravel Rennen nach US-Vorbild in Deutschland vorstellen?

Gespräch: Jan Gathmann / Fotos: @belgianwaffleride

Mit dem Laufrad nach Paris: Nen Wolf geradelt

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Im Jahre 1818 soll eine Gruppe um Karl Drais, Erfinder des Laufrades, auf Draisinen von Mannheim nach Paris gerollt sein – zu Werbezwecken für die neue Erfindung. Ob diese Story stimmt, wollten zwei Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln herausfinden. Auf zwei Laufrad-Nachbauten machten sie sich auf die 700 Kilometer lange Strecke von Mannheim nach Paris. Wolfram Lotze (Text) und Dennis Stratmann (Fotos) fuhren – pardon: liefen – eine Etappe mit.

Wir könnten genauso gut nackt oder als Clowns verkleidet durch die Gegend laufen – die erstaunten Blicke wären dieselben.

Achim Schmidt

Diashow: Mit dem Laufrad nach Paris: ‚Nen Wolf geradelt
So feinen Belag gab es 1818 noch nicht.
Sonst ist der mörderische Lärm der Stahlreifen nicht zu übertönen.
Auch
Zumindest ein Teil der Nahrung lässt sich nah am Original halten.
Hülsemann und Schmidt haben die Familie mit Kindern und modernen Laufrädern mitgenommen
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Botschafter einer längst vergangenen Epoche
# Botschafter einer längst vergangenen Epoche - oder einfach tollkühne Männer auf ihren rollenden Kisten?

„Wir könnten genauso gut nackt oder als Clowns verkleidet durch die Gegend laufen – die erstaunten Blicke wären dieselben“, sagt Achim Schmidt und rückt den Zylinder zurecht. Dabei wirkt er mit seinem eleganten Anzug, dem Frack und seiner Kopfbedeckung wie ein Edelmann aus vergangenen Zeiten. Genau wie Frank Hülsemann: Mit seinem Outfit aus weißem Leinenhemd, Weste und Kniestrümpfen kommt er etwas rustikaler, aber auch sehr vornehm daher. Das Besondere ist aber nicht die Kleidung, sondern ihr Unterbau: Die beiden bewegen sich auf Nachbauten historischer Laufmaschinen. In 15 Etappen wollen sie die 700 Kilometer lange Strecke vom Startort in Mannheim zum Ziel in Paris rollen. Auf alten Postrouten, matschigen Nebenstrecken und bisweilen abenteuerlichem Geläuf. Sie möchten am eigenen Körper erfahren, ob die vermutlich erste mehrtägige Radreise der Weltgeschichte im Jahre 1818 tatsächlich so stattgefunden hat.

Alles sollte so originalgetreu sein wie möglich. Das Vehikel, die Kleidung, die Nahrung.

Es gibt zwar Aufzeichnungen aus dieser Zeit, aber keine Beweise. Sicher ist nur, dass die Laufräder damals in Paris ankamen. Radreise oder Legende? Das möchten Hülsemann und Schmidt herausfinden. Die beiden sind ambitioniert, aber nicht übereifrig. Hülsemann: „Wir sind hier auf keiner Mission unterwegs! Uns interessiert einfach die Frage, ob eine solche Reise möglich war.“

Zumindest ein Teil der Nahrung lässt sich nah am Original halten.
# Zumindest ein Teil der Nahrung lässt sich nah am Original halten.
Auch
# Auch
stratmann-9752
# stratmann-9752
„Da ist heutzutage kein Mensch weit und breit, und da waren vor 200 Jahren mit Sicherheit auch keine Zuschauer“, sagt Hülsemann – er glaubt, dass  1818 nur die Städte durchfahren wurden.
# „Da ist heutzutage kein Mensch weit und breit, und da waren vor 200 Jahren mit Sicherheit auch keine Zuschauer“, sagt Hülsemann – er glaubt, dass 1818 nur die Städte durchfahren wurden.

Die Idee zu der Abenteuer-Tour stammt von Frank Hülsemann. Er hat schon mehrere Ausdauerprojekte mit historischem Hintergrund umgesetzt, absolvierte etwa einen Staffellauf auf alten Inkarouten oder fuhr mit dem Mountainbike 6.000 Höhemeter auf den Ojos del Salado in Chile, den höchsten Vulkan der Erde. Mit Achim Schmidt, der eine Karriere als Radrennsportler hinter sich hat und bundesweit als Rad-Experte anerkannt ist, fand er den idealen Partner.

Warum die beiden ausgerechnet im wetterwendischen März unterwegs sind? „Weil die Radreise 1818 auch um diese Zeit stattfand“, erklärt Hülsemann. Schon nach drei Tagen auf dem Laufrad kommen Hülsemann und Schmidt aber Zweifel, ob die Laufräder anno 1818 die Strecke wirklich durchgefahren sind. Heute zum Beispiel rollen die Beiden stundenlang am menschenleeren Rhein-Marne-Kanal entlang und auf steinübersäten, tiefen Feldwegen. „Da ist heutzutage kein Mensch weit und breit, und da waren vor 200 Jahren mit Sicherheit auch keine Zuschauer“, so Hülsemann. Seine Vermutung: Die damalige Expedition lud die Laufräder jeweils in die Kutsche und packte sie nur aus, um durch die Städte zu fahren. „Die wollten ja Werbung für ihre Laufmaschinen machen“, so Hülsemann. Da werden die sich nicht tagelang über Äcker und Waldwege gequält haben.“ Das aber ist kein Hinderungsgrund für die beiden Kölner, es nicht doch auf den alten Postrouten zu versuchen.

Hülsemann und Schmidt haben die Familie mit Kindern und modernen Laufrädern mitgenommen
# Hülsemann und Schmidt haben die Familie mit Kindern und modernen Laufrädern mitgenommen - die Etappen wurden auf familienfreundliche 40 km gekürzt.
Dennoch fordert die Strecke ihren Tribut
# Dennoch fordert die Strecke ihren Tribut - wer seinen Hintern liebt, der schiebt.
Unterhalten können sich die Beiden nur in Pausen.
# Unterhalten können sich die Beiden nur in Pausen.
Sonst ist der mörderische Lärm der Stahlreifen nicht zu übertönen.
# Sonst ist der mörderische Lärm der Stahlreifen nicht zu übertönen.
Gesichter sagen mehr als 1000 Worte.
# Gesichter sagen mehr als 1000 Worte.

Hülsemann und Schmidt haben sich für ihre Aktion Urlaub genommen, Frau und Kinder in zwei Wohnmobile gepackt und sich auf die Abenteuerreise begeben. An diesem Morgen stehen sie am Freibad in Sarrebourg im östlichen Lothringen. Während die Kinder im Matsch spielen, checken Schmidt und Hülsemann ihre Laufräder. Rasch noch die Messingnabe poliert, die Reibscheibe mit Molybdänsulfid geschmiert und die Transporttaschen gefüllt – schon sind die Laufräder wieder einsatzbereit. Vorgestern mussten sich die beiden Laufradfahrer noch über den Zaberner Berg quälen und die schweren Maschinen durch knöcheltiefen Schlamm schieben. Heute dagegen warten überwiegend asphaltierte Straßen und trittfeste Feldwege auf die zwei Abenteurer. Wer sie irgendwann aus den Augen verliert, muss nur die Ohren spitzen: Die Stahlummantelung der Holzräder macht einen mörderischen Lärm, gerade auf Feldwegen. Die Räder sind so laut, dass sich Hülsemann und Schmidt nur in den Pausen unterhalten können. Davon gibt’s einige – auch unfreiwillig.

„Nach einer Stunde auf dem Sitzbrett tut einem alles weh“, sagt Schmidt, der unter der Nadelstreifenhose längst eine professionelle Rennradhose trägt. Vorsorglich hatte er kurz nach dem Tourstart einen Teil des Rosshaares entfernt, mit dem sein Ledersitz gepolstert ist – damit’s nicht so drückt. Vergebens. An der Rahmenhöhe liegt es nicht. Sie richtet sich, wie heutzutage auch, nach der Schrittlänge. Aussparungen wie in modernen Sätteln bietet der Laufrad-Nachbau indes nicht.

„Straßburg ist für Radfahrer überhaupt ein ideales Pflaster. So gut sind wir nie wieder vorangekommen.“

Mit ihren Laufrädern und dem antiken Outfit wirken Schmidt und Hülsemann wie die Botschafter einer längst vergangenen Zeit. Wo immer sie mit ihren Draisinen durchrumpeln, machen die Passanten große Augen. Viele Autofahrer winken, einige hupen aufmunternd – und alle bewundern das Wagnis, mit solch antikem Gefährt durch die Gegend zu rollen. „Bei der Fahrt durch Straßburg haben uns ganz viele Rennradfahrer angesprochen, uns Mut gemacht und zugerufen, wie toll sie unsere Aktion finden“, berichtet Schmidt. „Straßburg ist für Radfahrer überhaupt ein ideales Pflaster. So gut sind wir nie wieder vorangekommen.“

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# stratmann-0099
Nicht nur die Strecke, auch das Material hat seine Tücken.
# Nicht nur die Strecke, auch das Material hat seine Tücken.
Regelmäßige Schmierung war damals noch wichtiger als heute.
# Regelmäßige Schmierung war damals noch wichtiger als heute.
Aber gegen die alten Sättel ist kein Kraut gewachsen.
# Aber gegen die alten Sättel ist kein Kraut gewachsen.

Ursprünglich wollten die beiden pro Tag zwischen 50 und 70 Kilometer Strecke schaffen. Doch schon die erste Etappe erwies sich als schwierig – sie kamen erst gegen 21.30 Uhr und damit weit nach Einbruch der Dunkelheit bei ihren Familien und Wohnmobilen an. Da das ganze Projekt auch als Familien-Urlaub angelegt ist, verkürzten sie die Etappen auf etwa 40 Kilometer und legten besonders unattraktive Streckenteile im Wohnmobil zurück.

Sicher ist nur, dass die Holzradler damals ohne professionelle Polsterung unter der Stoffhose fuhren.

Der sportliche und historische Wert ihres Unterfangens wird dadurch nicht geschmälert. „Wir wollten beweisen, dass es technisch möglich ist, diese Strecke auf dem Laufrad zurückzulegen“, betonen Hülsemann und Schmidt. Ihr Resümee: „Prinzipiell ist das machbar.“ Schmidt musste übrigens der Grippewelle Tribut zollen und die Tour krankheitsbedingt nach neun Tagen verlassen. Hülsemann blieb gesund und lief durch bis ins Ziel.
Ob die Laufradfahrer anno 1818 nun tatsächlich durchgefahren oder nur Teilstücke abgelaufen sind, bleibt im Dunkeln. Sicher ist nur, dass die Holzradler damals ohne professionelle Polsterung unter der Stoffhose fuhren. Der abendliche Schmerz im Lendenbereich dürfte damit deutlich ausgeprägter gewesen sein als anno 2018…

So feinen Belag gab es 1818 noch nicht.
# So feinen Belag gab es 1818 noch nicht.
Die beiden Fahrer brachten außerdem bereits eine ausgezeichnete Grundkondition mit.
# Die beiden Fahrer brachten außerdem bereits eine ausgezeichnete Grundkondition mit.

Wie die Laufräder entstanden

Zwölf Monate plante und baute Frank Hülsemann nach Originalvorlagen die beiden Laufräder. Unterstützung erhielt er vom Technomuseum Mannheim, Handwerkern (darunter Wagner und Schreiner) und Mitarbeitern des Instituts für Biomechanik der Deutschen Sporthochschule. Die Räder bestehen aus Eschenholz, wiegen jeweils um die 25 Kilo und verfügen über eine mechanische Hinterradbremse – die sich allerdings gerne mit Steinen zusetzt. Den GAU gab’s zwei Tage vor dem Start der Expedition: Bei Hülsemanns Laufrad brach der vordere Hauptträger (heute als Gabel bekannt). Mit zwei massiven Stahlplatten, einigen Schrauben und handwerklichem Geschick war der Bruch aber rasch und dauerhaft repariert.

Über die Fahrer Schmidt und Hülsemann

Dr. Achim Schmidt lehrt am Institut für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHK), Dr. Frank Hülsemann ist Chemiker und am Institut für Biochemie der DSHK tätig. Beide sind ehemalige Leistungssportler – Schmidt im Straßenradsport, Hülsemann im Mittelstreckenlauf – und fast jeden Tag sportlich aktiv.

Text: Wolfram Lotze / Fotos: Dennis Stratmann

Cyclo-Cross Meister Marcel Meisen im Interview: „Bei der Weltmeisterschaft in die Top10“

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Marcel Meisen ist frisch gekürter Deutscher Cyclo-Cross Meister – sein siebter Titelgewinn. Wir haben mit dem derzeit auch international erfolgreichsten deutschen CX-Profi über das Rennen in Luckenwalde, die bevorstehende Weltmeisterschaft und die Zukunft des Cyclo-Cross-Sports in Deutschland gesprochen – und zeigen Fotos vom Rennen.

Rennrad-News: Hallo Marcel, herzlichen Glückwunsch erst Mal zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Cyclo-Cross. Du hast gestern deinen sechsten Titel im Folge und den siebten insgesamt geholt – freut man sich da noch?

Marcel Meisen: Ja, auf jeden Fall. Es ist immer etwas Besonderes, wenn man das Deutsche Meistertrikot in der Saison tragen kann. Für mich hat es auch eine große Bedeutung, weil es in den internationalen Rennen einen Wiedererkennungswert hat. Ich freue mich immer wieder, wenn ich gewinne. Es kann immer etwas schiefgehen, das einen Sieg vereitelt.

Was machst du heute nach dem Rennen?
Nach dem Interview starte ich direkt zur Trainingsfahrt. Ich gehe ein bis zwei Stunden fahren. Ich mache selten Pausen.

Die Deutsche Meisterschaft fand dieses Jahr in Luckenwalde bei Berlin statt, wie würdest du das Rennen und den Kurs charakterisieren?

Dass es unter den Bedingungen der Pandemie überhaupt einen Veranstalter gibt, der die Mühen auf sich genommen hat, so ein großes Event wie die Radcross DM auf die Beine zu stellen, ist schon beachtlich. Wir müssen froh sein, dass das jemand in die Hand genommen hat. Und es war zudem sehr professionell organisiert. Der Kurs hatte Brücken, Treppen, Startampel und alles, was man von einem Rennen auf dem Niveau erwartet – sogar ein UCI Truck als Wettkampfwagen und für die Zeitmessung war vor Ort.

Diashow: Cyclo-Cross Meister Marcel Meisen im Interview: „Bei der Weltmeisterschaft in die Top10“
Start der Männer Elite zur Deutschen Cyclo-Cross Meisterschaft in Luckenwalde 2022.
„Sorgenfrei in die Kurve fahren."
Marcel Meisen wechselte zu Jahresbeginn von Alpecin-Fenix zu Stevens
Siegerehrung der Frauen
„Die technischen Passagen waren alle auf Sand.“
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Start der Männer Elite zur Deutschen Cyclo-Cross Meisterschaft in Luckenwalde 2022.
# Start der Männer Elite zur Deutschen Cyclo-Cross Meisterschaft in Luckenwalde 2022.

Zum Rennen selbst kann ich offen sagen, dass es für mich jetzt nicht das schwerste Rennen im Jahr war. Das ergibt sich zwangsläufig, wenn nur zwei oder drei Profis mitfahren, die intensiv Cyclo-Cross trainieren. Andere haben sich entschieden, ihre Saison auf das Cape Epic (ein Cross Country MTB-Rennen, Anmerkung der Redaktion) auszurichten.

Der Kurs war einer Deutschen Meisterschaft auf jeden Fall würdig. Die technischen Passagen lagen alle im Sand, hier und da war es ein wenig rutschig, aber nicht übermäßig. Ich habe mich unter diesen Bedingungen für ein mittleres Profil entschieden, was ein wenig auch die „Nummer sicher“ war, lieber etwas sorgenfreier in die Kurve gehen, als das letzte bisschen Speed herausholen, war das Motto. Insgesamt war der Kurs sehr kurvig und schmal – für ein internationales Fahrerfeld wäre der Parcours wohl zu schmal gewesen.

„Die technischen Passagen waren alle auf Sand.“
# „Die technischen Passagen waren alle auf Sand.“
„Sorgenfrei in die Kurve fahren."
# „Sorgenfrei in die Kurve fahren."
Marcel Meisen wechselte zu Jahresbeginn von Alpecin-Fenix zu Stevens
# Marcel Meisen wechselte zu Jahresbeginn von Alpecin-Fenix zu Stevens - statt Canyon Inflite fährt er jetzt Stevens Super Prestige.

Du hast zum Jahreswechsel zum Stevens Racing Team gewechselt und bist mitten in der Saison auf ein neues Rad umgestiegen – ist das ein nahtloser Übergang oder bedeutet es eine große Umstellung, Wout van Aert durfte ja beispielsweise letztes Jahr sein altes Bike weiterfahren?

Es ist zwar nicht perfekt, während der Saison das Rad zu wechseln, aber ich habe mich sehr schnell an das Stevens Super Prestige gewöhnt, ich bin vor der DM zweimal damit Rennengefahren und habe eins gewonnen – ich bin ja in der Vergangenheit auch schon Stevens gefahren.

Was wiegt dein Arbeitsgerät?

Ich meine, so, wie ich es jetzt gefahren bin, 7,4 kg, das ist schon leicht für ein Cyclocross-Bike mit Disc.

Noch 11-fach oder schon 12-fach?
11-fach Shimano Dura Ace Di2 – das werde ich auch noch bis zum Ende der Saison fahren. Selbst wenn ich jetzt vor einem Monat eine 12-fach Gruppe bekommen hätte, würde ich die neue Technik erst einmal ausgiebig testen, bevor ich damit alle Rennen an allen Bikes fahre. Ich glaube, das handhaben die Meisten derzeit so.

In Belgien und den Niederlanden hat Cyclo-Cross so viele Fans wie Fußball. Die Deutsche Meisterschaft wurde nicht im TV übertragen. Immerhin gab in dieser Saison bereits Streams auf YouTube vom Rival Cross in Düsseldorf und München. Wie siehst du die Zukunft des CX-Sports in Deutschland?

Natürlich finde ich es schade, dass es ausgerechnet von der Deutschen Meisterschaft keinen Stream gab, bewegte Bilder spielen eine große Rolle, um den Sport populärer zu machen. Da hat wohl auch die Vorbereitungszeit gefehlt.

„Für die WM ist mein Ziel, in die Top10 zu fahren.“
# „Für die WM ist mein Ziel, in die Top10 zu fahren.“

Ich sehe aber, dass Cross auch in Deutschland immer beliebter wird. Man sieht immer mehr bekannte Profi-Fahrer, die Lust haben Cyclo-Cross zu fahren. Max Walscheid zum Beispiel hat sich ein Crossrad geholt, Heinrich Haussler ist ein echter Cross-Liebhaber und auch immer mehr Amateure entdecken es als Wintertraining wieder – warum nicht Rennen im Winter fahren? Ich bin mir sicher: Sobald es für die Veranstalter wieder mehr Planungssicherheit gibt, werden auch noch einmal mehr Rennen im Kalender hinzu kommen. Man hat ja beim NRW Cyclo Cross Cup in dieser Saison schon gesehen, dass es mehr Rennen geworden sind.

Nur noch wenige Wochen bis zur Cyclo-Cross Weltmeisterschaft in Fayetteville, USA. Welche Chancen rechnest du dir dort aus?

Für die WM ist mein Ziel, in die Top10 zu fahren und das ist auch im Bereich des Möglichen. Zwar sind jetzt einige neue sehr gute junge Fahrer dazu gekommen, aber ich denke, das geht. Auf der Weltrangliste bin ich schon gut platziert (Platz 16 aktuell, Anmerkung der Redaktion). Wir sind die Strecke ja schon im Weltcup gefahren, das Profil ist schon schwer. Es könnte auch matschig werden, was mir noch mehr entgegen käme. Aber viel hängt vom Wetter ab, es können dort minus fünf Grad oder plus 20 Grad sein, das ist ziemlich unberechenbar. Es wird spannend.

220109 03338 by Kuestenbrueck GER Luckenwalde NCh CX ME GeislerJ
# 220109 03338 by Kuestenbrueck GER Luckenwalde NCh CX ME GeislerJ
Siegererhrung der Männer Elite
# Siegererhrung der Männer Elite - mit Jannick Geisler, Marcel Meisen, Yannick Gruner (von links).
Siegerehrung der Frauen
# Siegerehrung der Frauen - mit Lisa Heckmann, Elisabeth Brandau, Stefanie Paul auf dem Podium sowie Larissa Luttuschka, Katharina Hinz und Cordula Neudörffer (von links).

Danke für das Gespräch.

Wie seht ihr den Cyclo-Cross Sport in Deutschland?

Gespräch: Jan Gathmann / Fotos: Stevens/Armin M. Küstenbrück

50.000 Radkilometer im Jahr: Sie fuhr weiter als die Profis!

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Kateřina Rusá, eine Hobbyradfahrerin Mitte dreißig, fährt doppelt so viele Radkilometer wie viele ihrer Rennrad-Profi-Kolleginnen. In 2021 legte die Tschechin 50.000 Kilometer zurück.

Viele Rennradfahrer*innen dokumentieren ihre Trainingsfahrten in der globalen Sport-App Strava – und am Jahresende werden die Kilometer bilanziert. Die 10.000 gilt als magische Marke. Fünf Mal so viel Kilometer hat die Tschechin Kateřina Rusá, eine Hobbyradfahrerin Mitte dreißig, im Jahr 2021 zurückgelegt: Über 50.000 Kilometer sammelte sie in ihrem Profil auf Strava an.

„Kat Secteur“ war bei jedem Wetter unterwegs
# „Kat Secteur“ war bei jedem Wetter unterwegs - rund 1.000 km in der Woche saß sie im Sattel.
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# DSC00684

Damit legt „Kat Secteur“, wie sie sich auf Strava nennt, auch deutlich mehr Kilometer zurück als die meisten Frauen im Profi-Peloton. So fuhr etwa die niederländische Rennfahrerin Annemiek van Vleuten, die als besonders fleißige Kilometersammlerin bekannt ist, zuletzt 30.352 km. Das sicherte ihr den ersten Platz im Jahreskilometer-Ranking der Rennfahrerinnen auf Strava. Die Zweitplatzierte, die Italienerin Erica Magnaldi vom Team Ceratizit, fuhr im vergangenen Jahr 25.471 km.

Auf die außergewöhnliche Leistung von Kateřina Rusá machte jetzt der tschechische Custom-Rennradhersteller Festka per Pressemitteilung aufmerksam. Im Interview mit dem Hersteller rechnet Kateřina vor, dass sie 2021 ein Drittel ihrer Wachzeit im Sattel verbracht hat. Sie saß 2.000 Stunden im Sattel und legte das ganze Jahr über durchschnittlich 1.000 Kilometer pro Woche zurück, unabhängig vom Wetter. Dabei arbeitet sie in einem Vollzeitjob! Die Gesamthöhenmeter ihrer Fahrten entsprechen der achtunddreißigfachen Besteigung des Mount Everest.

Beeindruckende Zahlen
# Beeindruckende Zahlen - vor allem, wenn man bedenkt, dass sie neben der Vollzeitarbeit entstanden.

Habt ihr schon ein Kilometerziel für 2022 bei Strava eingetragen oder euch eine bestimmte Leistung vorgenommen?

Text: Jan Gathmann / Fotos: Festka

Volle Konzentration auf die Straße: Van der Poel fährt 2022 kein Mountainbike

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Gegenüber einem niederländischen Nachrichtenportal hat Mathieu van der Poel angegeben, in diesem Jahr keine MTB-Rennen mehr bestreiten zu wollen. Stattdessen möchte sich das Allround-Talent voll auf die Straßensaison konzentrieren. Erst 2023 möchte er rechtzeitig für die Qualifikation der Olypmischen Spiele in Paris sein MTB-Comeback feiern.

Grund für die MTB-Pause ist der eng bepackte Straßen-Kalender des Niederländers Van der Poel. Aktuell nimmt er am Giro d’Italia teil, später im Jahr stehen die Tour de France und die Straßenweltmeisterschaft auf dem Programm. Nach dem Sturz-Desaster bei den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio (alles zum Van der Poel-Sturz in Tokio) ist er 2024 in Paris jedoch auf Revanche aus. Deshalb soll es im kommenden Jahr wieder aufs Mountainbike gehen, um so rechtzeitig die Olympia-Qualifikation zu schaffen.

Für die Qualifikation zählen nur die Ergebnisse der letzten 12 Monate, sodass die mit dem Team Alpecin-Fenix beschlossene Pause keinen Einfluss darauf hat. 2023 wird sich Mathieu van der Poel allerdings im XC World Cup nach vorne kämpfen müssen. Um hier teilzunehmen oder sogar eine gute Startposition zu ergattern, braucht es nämlich World Cup-Punkte. Helfen könnte ihm dabei eine neue Regelung, nach der Fahrer, die in einer anderen UCI-Disziplin in den Top 10 sind – für den Niederländer Cyclocross oder Straßen-Radsport –, zwischen den Plätzen 33 und 40 starten dürfen.

Was sagst du zur Mathieu van der Poels Pause im MTB-Sport?

Jonas Deichmann im Interview: „Dieses Jahr bin ich immer noch müde“

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Jonas‘ Deichmanns Film „Das Limit bin nur ich“ kommt gerade in die Kinos. Er gibt Einblicke in die guten und schlechten Momente, die der Extremsportler bei seinem Triathlon um die Welt erlebte. Wir haben die Dokumentation schon gesehen und uns mit Jonas für ein Interview zusammen gesetzt – viel Spaß mit weiteren Einblicken in diese irre Leistung!

Interview

Rennrad-News.de: Jonas, Du hast einen epischen Triathlon um die Welt hinter Dir. Wie verändert bist Du nach 14 Monaten Triathlon-Abenteuer zurück nach Deutschland gekommen?

Jonas Deichmann: Einerseits bin ich als Fahrradfahrer los und jetzt mehr als ein Radfahrer: Ich bin 460 km geschwommen, obwohl ich kein Schwimmer war, und 120 Marathons gelaufen; einfach weil’s geht! Das ist Kopfsache. Das gibt mir viel Zuversicht und Motivation für zukünftige Projekte. Fahrradfahren wird immer meine Lieblingsdisziplin sein, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, auch noch andere Dinge zu machen. In der Langdistanz geht’s ums Durchhalten!

Kraulen mit Floß im Salzwasser bei Gegenwind.
# Kraulen mit Floß im Salzwasser bei Gegenwind. - Nicht schlecht, dafür dass Jonas "kein Schwimmer" ist. Bild: Jonas Deichmann.

Wie geht das: Kein Schwimmer sein, und dann 460 km im Meer schwimmen?

Ich war tatsächlich schlecht vorbereitet. Natürlich habe ich vorher trainiert (hier findet ihr ein Video zu Jonas‘ Trockentraining in der Pandemie-Zeit), habe dann den Test gemacht und bin der Länge nach durch den Bodensee geschwommen, mit Floß. Aber die Adria ist was anderes als der Bodensee!

Wieso, den nennt man doch auch „das Schwäbische Meer“?

Jaaa, aber ohne Salzwasser, Strömung und Wellen ist das schon was anderes. Jedenfalls bin ich von Tag 1 bis 54 im Wasser circa 25 % schneller geworden. Das liegt nicht daran, dass ich so ein guter Schwimmer geworden bin, sondern daran, dass ich sehr tief gestartet bin.

Diashow: Jonas Deichmann im Interview: „Dieses Jahr bin ich immer noch müde“
... in Mexiko war "Der Deutsche Forrest Gump" nicht lange allein.
Die Kombination passt!
Kraulen mit Floß im Salzwasser bei Gegenwind.
Dieses Jahr wird ausgeruht und viel geredet
Sieht malerisch aus, ist aber harte Arbeit.
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Während der 54 Tage Schwimmen konnte Jonas seine Geschwindigkeit um 25 % steigern.
# Während der 54 Tage Schwimmen konnte Jonas seine Geschwindigkeit um 25 % steigern. - nach eigener Aussage ein Beleg dafür, wie schlecht er am Anfang geschwommen ist. Foto: Markus Weinberg

Was so ein Triathlon um die Welt alles mit sich bringt
# Was so ein Triathlon um die Welt alles mit sich bringt - eigene Kino-Tour und Bestseller hatte Jonas vorher, trotz diverser Weltrekorde, noch nicht im Sortiment. Bild: DOK.Fest
Wegen ihm sind diese Leute hier
# Wegen ihm sind diese Leute hier - Jonas Deichmann bei der Premiere im Deutschen Theater. Bild: DOK.Fest

Vermutlich hat sich aber auch abseits des Sports einiges für Dich verändert, oder?

Andererseits hat sich mein Leben enorm verändert. Als ich losgefahren bin, hat mich mein Vater in Teilzeit gemanaged, mittlerweile ist ein Spiegel-Bestseller raus, ein Kinofilm, und wir kommen da kaum noch hinterher!

Am Anfang des Films sagst Du: Es gibt Leistungssportler, die vor etwas weglaufen, und es gibt welche, die auf etwas hin laufen. Worauf läufst Du hin?

Erlebnisse! Darum geht’s mir. Wenn ich Abenteuer mache, dann weiß ich: Irgendwas Tolles, unvorhergesehenes wird passieren. Ob das Begegnungen oder Naturerlebnisse sind – ich komme mit tollen Erinnerungen zurück.

Das heißt: Du wirst nie an dem einen Ziel ankommen, Du kannst ständig Neues erreichen?

Natürlich habe ich ein großes Ziel, und das ist auch wichtig! Die Welt zu umrunden, das motiviert, dafür kämpfe ich. Aber das eigentliche Ziel ist der Weg dahin: die Reise, die Erlebnisse, die ich auf dem Weg mache.

In Mexico hat sich ein richtiger Hype um Dich entwickelt und ein paar Gefühle waren auch im Spiel – waren das die schönsten Momente der Tour?

Mexico ist herausgestochen, und da gab es viele tolle Momente. Die Hündin, La Cocetta, die 3 Tage mit mir mitgelaufen ist. Oder Momente, wo Polizisten mit Maschinengewehr im Anschlag neben mir herrennen… das kann man sich nicht vorstellen, das wird man nie vergessen!

Machen viele unglaubliche Situationen nachher den Reiz des Abenteuers aus?

Ein Abenteuer kann natürlich auch vor der Haustür stattfinden – aber es muss ein bisschen eine Reise ins Ungewisse sein. Ich gehe los und weiß nicht, was passieren wird.

Klingt schön – aber im Film fluchst Du auch ganz schön häufig. Was war das anstrengendste, unschönste Erlebnis der Tour?

Mir war immer klar, dass harte Momente auch dazu gehören. Aber trotzdem bin ich ja auch in den harten Momenten dabei, meinen großen Traum zu verwirklichen. Die härtesten Momente für mich waren Bürokratie-bedingt. In der Türkei festzusitzen und kein Visum zu bekommen. Oder in der Ukraine auf den Pass zu warten, nicht nach Russland einreisen zu können… Wenn ich auf dem Fahrrad nicht vorankomme, ok, liegt an mir. Aber wenn es nicht in meiner Macht liegt, das ist für mich das härteste.

Bei Sonne mit Rückenwind dahin rollen wäre ja langweilig für die Zuschauer!
# Bei Sonne mit Rückenwind dahin rollen wäre ja langweilig für die Zuschauer! - Foto: Markus Weinberg

Polizei-Eskorte und Motivation ohne Ende...
# Polizei-Eskorte und Motivation ohne Ende... - Foto: Markus Weinberg
... in Mexiko war "Der Deutsche Forrest Gump" nicht lange allein.
# ... in Mexiko war "Der Deutsche Forrest Gump" nicht lange allein. - Foto: Markus Weinberg

Und welche sportliche Herausforderung war die größte?

Die drei Disziplinen sind natürlich komplett unterschiedlich. Radeln ist prinzipiell die mit Abstand leichteste Disziplin, vom russischen Winter mal abgesehen. Laufen ist für den Körper das härteste, diese Dauerbelastung. Für mich war aber Schwimmen das härteste, das muss ich nicht unbedingt nochmal machen. Körperliche Beschwerden durch das Salzwasser, die Logistik außenrum,… Du bist dauernd hungrig oder hast Durst.

Und ich singe auch gern auf dem Fahrrad.

Selbst kleine Bugwellen bremsen extrem, und man ist super unflexibel einen Schlafplatz zu finden, weil der Bewegungsradius so klein ist. Es hat einen Grund, warum Swim-packing (Mehrtages-Schwimmtouren mit Gepäck, Anm. d. Red.) noch keinen großen Durchbruch hatte!

Im Film sieht man, wie Du Dir an Deinem Geburtstag ziemlich einsam ein paar russische Kekse aus dem Supermarkt „gönnst“. Wie gehst Du mit der Einsamkeit auf einer so langen Tour um?

Die längste Zeit ohne Begleitung waren 6 Wochen, sonst hatte ich ja immer wieder Begleitung von Kamerateam und Co. Ich bin aber auch gern allein unterwegs. Naturerlebnis kann man auch allein genießen. Und ich singe auch gern auf dem Fahrrad.

Was singst du dann?
Auf dem Fahrrad singe ich sehr gerne die Musik aus Forrest Gump und allgemein gern amerikanische Musiktitel, die ein bisschen älter ist, aber eigentlich quer durch. Zum Hören auf dem Fahrrad, gefällt mir auch größtenteils Musik aus den 80ern, das ist für mich so ein Freiheitsgefühl.

Während Du jeden Tag Höchstleistung gebracht hast, hast Du „ganz nebenbei“ auch noch Social Media bedient. Wie ließ sich das in den Tag integrieren?

Ich bin in der sehr glücklichen Position, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Für mich gäbe es keinen besseren Job, als Profi-Abenteurer. Das Filmen, Social Media Posts und so weiter, mache ich gern – es gibt aber auch Momente, wo das schwierig ist. Der Regisseur und die Filmcrew haben immer gesagt: Jonas, je schlechter es Dir geht, desto interessanter ist das für den Film, und desto glücklicher sind wir.

Wenn ich locker bei Sonne und Rückenwind durch die Ebene radel: Das interessiert niemanden!

Weil es genau darum geht. Wenn ich locker bei Sonne und Rückenwind durch die Ebene radel: Das interessiert niemanden! Interessant wird es, wenn ich eine Herausforderung habe. Im Schneesturm zu filmen, oder wenn ich eine Lebensmittelvergiftung habe, dann kostet das ganz schön Überwindung.

Hast Du denn wirklich neben dem Spitzensport auch noch abends Dein Instagram bespielt?

Ja. Wobei sich das auch im Lauf der Reise geändert hat, inzwischen kann ich Nachrichten nicht mehr beantworten. Ich bin mit 20.000 Followern losgefahren und jetzt bin ich bei 130.000!

Vor dem Triathlon sind Dir beim Radfahren ja „ein bisschen die Ziele ausgegangen“. Wie kann man diesen Triathlon um die Welt noch toppen?

Es geht mir nicht um „schneller, weiter, höher“. Mir geht’s um Erlebnisse und darum, mich selbst zu challengen. Meine eigenen Rekorde nochmal schneller zu machen, das reizt mich absolut Null. Neue Erlebnisse, neue Erfahrungen, auf jeden Fall! Und die können auch sehr schwer werden. Das nächste Projekt geht wieder um die Welt, es hat so noch niemand gemacht – aber alles andere ist noch streng geheim.

Eine Weltumrundung komplett aus eigener Kraft steht auf meiner Agenda. Aktuell ist aber nicht der richtige Zeitpunkt.

Das heißt Du holst die Weltumrundung ohne Motorkraft noch nach?

Eine Weltumrundung komplett aus eigener Kraft steht auf meiner Agenda. Aktuell ist aber nicht der richtige Zeitpunkt. Aktuell ist das politisch gesehen möglicherweise gar nicht möglich. Solange die Situation in Russland so ist, warte ich erst einmal ab. Aber der Traum bleibt, und das werde ich irgendwann angehen.

Wann startest Du denn ins nächste Abenteuer?

Ende nächsten Jahres. Dieses Jahr bin ich immer noch müde, ruhe mich noch aus und halte noch viele Vorträge. Nächstes Jahr wird dann wieder trainiert, und Ende 2023 geht’s wieder los!

Jonas, vielen Dank fürs Gespräch und alles Gute für die nächsten Abenteuer!

Die Hitze machte in Mexico irgendwann die Regeneration im Zelt unmöglich.
# Die Hitze machte in Mexico irgendwann die Regeneration im Zelt unmöglich. - Bild: Ravir

Nachdem er 7 Monate nicht gelaufen war, legte Jonas direkt mit den Marathons los; reihte 120 Stück aneinander.
# Nachdem er 7 Monate nicht gelaufen war, legte Jonas direkt mit den Marathons los; reihte 120 Stück aneinander. - Foto: Markus Weinberg
Sieht malerisch aus, ist aber harte Arbeit.
# Sieht malerisch aus, ist aber harte Arbeit. - Foto: Markus Weinberg

Sieht eigentlich ganz einfach aus
# Sieht eigentlich ganz einfach aus - von den Schlenkern und den Dimensionen mal abgesehen.

Das gehört jetzt zum Alltag: Mit der Berühmtheit gehen Pflichten einher
# Das gehört jetzt zum Alltag: Mit der Berühmtheit gehen Pflichten einher - aber die Zeit nimmt er sich gern. Bild: DOK.Fest
Dieses Jahr wird ausgeruht und viel geredet
# Dieses Jahr wird ausgeruht und viel geredet - in manchen Wochen hält Jonas Deichmann nun bis zu 7 Vorträge. Bild: DOK.Fest

Die Kombination passt!
# Die Kombination passt! - Markus Weinber, der Regisseur und Filmer, war ein Drittel des Triathlons dabei - und zwar die meiste Zeit sogar aus eigener Kraft auf dem Fahrrad! Bild: DOK.Fest

„Das Limit bin nur ich!“ – der Film

Im Interview ist es schon mehrmals angeklungen: Ganz nebenbei wurde auch noch fleißig gefilmt. Wir haben das Ergebnis gesehen und können sagen: Beeindruckend. Wer gehofft hat, durch 1:35 Stunden Dokumentation würde es leichter verständlich, wie Jonas Deichmann zu dieser Leistung in der Lage ist, wird enttäuscht – denn je mehr Einblicke in die Tour man erhält, desto mehr imponiert die Aktion. Genau deshalb ist der Film sehenswert!

Der Film zeigt dabei sehr menschlich und greifbar, welche Hürden sich beim Triathlon um die Welt ergeben – und wie sie überwinden wurden. Der Schlüssel ist dabei Jonas‘ unbedingter Wille, was als Antwort auf die Frage nach dem „Wie?!“ schon fast zu einfach erscheint. Doch den Beweis, dass Jonas Deichmann tatsächlich so bedingungslos abgeklärt ist, den erbringt er mit jedem Kilometer seiner Tour.

Trailer

Die Premierentour ist ab sofort in Deutschland unterwegs, ab 19.05.22. kommt der Film ins Kino. Wer wissen will, was ihn erwartet, der findet ganz viele Einblicke auch auf der Website zum Film.

Film-Termine und Vorträge mit Jonas Deichmann

Hamburg
Film-Event: Sonntag, 15. Mai – 16:45 und 20:00 Uhr, Zeise Kinos, Empfang mit Live Filmmusik 19 Uhr im Kino Foyer
Speaker-Event: Sonntag, 5. Juni – 19:30 Uhr, Friedrich-Ebert-Halle

Community Run Köln
Community-Run:, Donnerstag, 12. Mai – 18 Uhr, Eckdaten: 6:00er pace; 12 Km, in Kooperation mit RYZON
Film-Event: Donnerstag, 12. Mai – 20.45 und 21:15 Uhr – Rex, Empfang 19:30 Uhr im Kino Foyer
Speaker-Event: Dienstag, 24. Mai – 19:30 Uhr, Sartory Säle

Berlin
Film-Event: Dienstag, 10. Mai – 17:00 und 20:00 Uhr, Zoopalast, Empfang Live Filmmusik 19 Uhr im Kino Foyer
Speaker-Event: Freitag, 27. Mai – 19:30 Uhr, Urania Berlin

Erfurt
Filmevent: Sonntag, 11. Mai – 20:00 Uhr, Cinestar

Aachen
Filmevent: Freitag, 13. Mai – 21:30 Uhr, Cineplex

Münster
Filmevent: Samstag, 14. Mai – 18:00 Uhr, Cineplex
Get together: ab 21 Uhr im LuMiná Restaurant, Hafenplatz 6, 48155 Münster

Stuttgart
Speaker-Event: Dienstag, 31. Mai – 19:30 Uhr, Liederhalle

Frankfurt am Main
Speaker-Event: Sonntag, 22. Mai – 19:30 Uhr, Universität

Nürnberg
Speaker-Event Donnerstag, 2. Juni – 19:30 Uhr, Meistersingerhalle

Freiburg im Breisgau
Speaker-Event: Dienstag, 07. Juni – 19:30 Uhr, Bürgerhaus Seepark

Wer von Euch hat Lust, sich das Abenteuer bequem aus dem Kinosessel anzuschauen oder zu einem der Vorträge zu gehen?

Paul Ripke im Interview: „Ein bisschen Gelassenheit tut allen gut“

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Er war Fotograf für die Toten Hosen, Marteria, das Mercedes F1-Team und Lewis Hamilton, ist (nicht selbsternannter) Instagram-Papst und erfolgreicher Podcaster mit „Alle Wege führen nach Ruhm“ zusammen mit Joko Winterscheidt, um nur einige seiner beruflichen Stationen zu nennen – die Rede ist von Paul Ripke. Und was, werden sich nun manche Leser fragen, hat der Mann mit Bart und Strubbelfrisur jetzt mit Rennradfahren zu tun?

Mittlerweile ganz schön viel: Nach einem Fotojob bei der Tour de France und Austausch einiger Anekdoten mit Erik Zabel, mittlerweile dicker Freundschaft mit dessen Sohn Rick, ersten Geh- beziehungsweise Fahrversuchen in den USA auf einem Rennrad ist Paul mittlerweile voll im Rennradfahren angekommen. Im Rahmen der PARI Souplesse Rides vom PARI Souplesse Club, die er mit Schwalbe ins Leben gerufen hat, haben wir Paul auf einer 80-Kilometer-Runde rund um Heidelberg getroffen und versucht, mal die Ursprünge seiner Rennrad-Motivation herauszufinden. Warum Paul mittlerweile so gern Rad fährt, warum er dabei trotzdem nicht abnimmt und was nächtliche Rennrad-Wettbewerbe auf Formel 1-Strecken damit zu tun haben, erfahrt ihr im Interview. Look pro, go slow!

Paul Ripke Interview-9
# Paul Ripke Interview-9
Diashow: Vom Fotografen zum Rennradfahrer: „Ein bisschen Gelassenheit tut allen gut.“ Paul Ripke im Interview
Paul Ripke Interview-9
… wurde auch von Paul persönlich Eis für die begeisterten Teilnehmer ausgegeben.
Auto vs. Radfahrer – auch auf der Fahrt in Heidelberg war dies besonders auf Anstiegen durchaus mal immer ein Thema.
Mit Focus zusammen hat Paul ein spannendes Bike gestaltet.
Pauls schnelles Geschoss von Focus in Custom-Lackierung
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Rennrad-News: Wenn ich mich recht erinnere, bist du in Kalifornien über einen Bekannten zum Radfahren gekommen. Was genau hat dich am Rennradfahren fasziniert?

Paul Ripke: Erstmal gar nichts (lacht). Ich habe die letzten vier Jahre in der Formel 1 gearbeitet, und Donnerstag bis Samstag wird die Strecke nach dem Training abends und nachts für Läufer und Radfahrer geöffnet. Es gibt dort sogar Rundkurse mit Wertungen, dann fährt auch Ferrari gegen Mercedes …

Auf jeder Strecke?

Ne, in Monaco nicht, aber auf fast allen anderen Strecken. Und dann gibt es auch Wettbewerbe dort und dann fährt eben Ferrari gegen Mercedes auf dem Rennrad. Und der Typ, der die Trikots gemacht hat und die Räder dort, ist ein Australier, der wohnte ganz in der Nähe, und mit ihm habe ich mich erstmal als Typ angefreundet. Und wie das manchmal so ist – der macht „Pedal Mafia“, so eine australische Radbekleidungsfirma, – saß er dann irgendwann jeden Tag bei mir im Büro, und nachdem er zum siebzehnten Mal zu mir gesagt hat, „komm doch mal mit, hier hast du ein Rad“, hatte ich irgendwann keine Entschuldigung mehr. Dann bin ich am 3. Januar diesen Jahres das erste Mal Rad gefahren, und es ging dann relativ schnell, dass ich das ziemlich gut fand. Man kann ja auch sehr eintauchen in Klamotten, Equipment, Helme, was auch immer. Da gibt es genug Möglichkeiten, lustige Sachen zu machen – auch das hat mir Spaß gemacht.

Vor dem Heidelberger Eisladen „OK KOOL“ traf man sich zum PARI Souplesse Ride.
# Vor dem Heidelberger Eisladen „OK KOOL“ traf man sich zum PARI Souplesse Ride.
Diashow: Vom Fotografen zum Rennradfahrer: „Ein bisschen Gelassenheit tut allen gut.“ Paul Ripke im Interview
… Go Slow!
Mit Focus zusammen hat Paul ein spannendes Bike gestaltet.
Kein Gravelreifen, aber brandneu – der Schwalbe One in der Farbe „Turqouise“
… wurde auch von Paul persönlich Eis für die begeisterten Teilnehmer ausgegeben.
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Neben Schwalbe-Goodies …
# Neben Schwalbe-Goodies …
… wurde auch von Paul persönlich Eis für die begeisterten Teilnehmer ausgegeben.
# … wurde auch von Paul persönlich Eis für die begeisterten Teilnehmer ausgegeben.

Inzwischen habe ich letzte Woche auch nichts mehr gemacht außer Radfahren. So fühlt es sich zumindest an (lacht). Wenn es eine Blaupause für jemanden gibt, den das Radsportfieber gepackt hat, dann bin ich das dieses Jahr auf jeden Fall.

Ich hab‘ am Anfang des Jahres 110 Kilo gewogen und ich wiege immer noch 110 Kilo – obwohl ich knapp 7.000 Kilometer jetzt gefahren bin.

Und zum Sportlichen: Ich hab‘ am Anfang des Jahres 110 Kilo gewogen und ich wiege immer noch 110 Kilo – obwohl ich knapp 7.000 Kilometer jetzt gefahren bin. Das liegt vor allem daran, dass ich sehr gerne Bier danach trinke, sehr gerne esse und eher den sozialen Aspekt interessant finde. Ich habe das mal mit meinem Arzt besprochen, der auch mein Schwager ist, der sagte: „Naja, wenn man die gleichen Kalorien danach wieder zu sich nimmt, die man gerade verbrannt hat, dann darf man sich auch nicht wundern, dass man nicht abnimmt.“ Mir ist das Soziale aber so wichtig, ich habe da so viel Spaß dran, dass ich genau so weitermachen möchte.

Du fährst viel auf der Straße. Ein ganz anderes Thema: Hast du auch schonmal auf einem Gravelbike gesessen?

Nein, ich bin auch noch nie ein Rad mit Gravelreifen gefahren, aber ich sehe das die ganze Zeit und finde das hochinteressant. Ich habe jetzt von der Firma Focus, mit denen wir ein Fahrrad machen, ein Rad bekommen, mit dem das technisch geht und werde mit Sicherheit von Schwalbe einen Gravelreifen probieren, weil die ja die besten Gravelreifen der Welt machen. Ich weiß gar nicht, ob es dafür noch andere Anbieter gibt (grinst schelmisch) …

Kein Gravelreifen, aber brandneu – der Schwalbe One in der Farbe „Turqouise“
# Kein Gravelreifen, aber brandneu – der Schwalbe One in der Farbe „Turqouise“ - vielleicht gibt's demnächst sogar ein Gewinnspiel dazu … seid gespannt!
Mit Focus zusammen hat Paul ein spannendes Bike gestaltet.
# Mit Focus zusammen hat Paul ein spannendes Bike gestaltet. - Es handelt sich dabei um ein Focus Izalco Max.

Ich bin letzte Woche in Heidelberg das erste Mal ein bisschen im Wald gefahren, also einen Gravelweg sozusagen. Das hat mich jetzt so angefixt, dass ich wechseln will und ich das auch absolut faszinierend finde, aber noch nicht gemacht habe. Und fairerweise gibt es da, wo ich wohne, in Laguna Beach, sehr viele solche Hügel mit einer ultragroßen Gravelszene und coolen Wegen, die ich unbedingt ausprobieren will. Ich hab mir schon die Wege angeguckt, das aber noch nicht richtig gemacht.

Das Focus Paralane kriegst du dann vermutlich?

Genau, ja.

Mal ganz kurz zu der Vorgeschichte deiner eigenen Marke „PARI“. Wolltest du nur ein eigenes Trikot haben, weil du gerne dein PARI-Logo, die Technokatze, radsporttechnisch unterbringen wolltest oder weil du selber was Cooles auf die Beine stellen wolltest?

Was ich gerade mache, versuche ich auch irgendwie in Produkten umzusetzen, weil meine Interpretation vielleicht ein bisschen anders ist. Ich habe mir irgendwann mal gedacht: Ich designe jetzt ein Trikot. Das habe ich erstmal auf einer Skizze gemacht, dann haben wir es produziert und dann haben das Leute gekauft. Und das ist total lustig, wenn man Leute sieht, die das Trikot tragen. „PAR“ steht für meine Initialen Paul Ripke, ich habe das aus dem Spaß heraus gemacht, und jetzt ist auf einmal daraus eine ernstzunehmende Firma entstanden, die ernstzunehmende, ich würde es jetzt nicht Mode nennen, eher Textilien (lacht) herstellt. Das sind ja eher so Hoodies und Jogginghosen. Macht total Bock. Ich habe letzte Woche in Düsseldorf den ersten total Fremden auf der Straße gesehen, der meine Klamotten getragen hat! Das ist abgefahren, ich habe den ganz euphorisch gegrüßt, und der hat überhaupt nicht gecheckt, wer ich bin. Interessierte den gar nicht. Der kannte mich wahrscheinlich auch nicht.

https://www.instagram.com/p/CE9PuXNnq2_/

Das heißt, das geht mittlerweile auch schon aus der Szene heraus, dass das Leute kaufen?

Ich glaube es geht zumindest weg von mir, ja. Also PARI auf jeden Fall.

Was haben Fotografie und Radfahren gemeinsam? Gibt es da Schnittpunkte?

Also ich glaube schon, dass Radfahren ein gestalterisches Hobby ist. Ich habe noch nie so geschmackvolle Menschengruppen gesehen wie Radfahrer. Ich weiß nicht woher das kommt, vielleicht sind das auch nur die Leute, mit denen ich Rad fahre. Meist haben die ein Gespür für Design, die mögen Espresso, die mögen Architektur. Landschaften, Bauten, Design und Museum, Espresso und alle solche Dinge, die gehören ja irgendwie zusammen, finde ich. Ähnlich ist das in der Fotografie, in der Gestaltungssprache oder Geschmack wichtig sind. Das sehe ich schon sehr oft, dass viele Leute im Radsport das wieder sehen. Eine Marke wie Rapha zum Beispiel hat das wunderschön interpretiert. Rapha hat so tolle Sachen und so eine großartige Bildsprache seit zehn Jahren in Video, Ton, Foto, was auch immer … da glaube ich schon, dass es da Berührungspunkte gibt.

In eine ähnliche Richtung geht ja beispielsweise auch das Magazin Fahrstil …

Super, ja. Halt ein Lebensgefühl, das du transportierst. Ich brauche jetzt nicht erklären was Radsport ist, das wissen ja alle anderen viel besser als ich, ich mache das ja erst seit einem Jahr. Aber für mich ist es schon einfach ein großartiges Lebensgefühl, das ist ja ein bisschen mehr. Wenn ich jetzt Fitness mache, ist das jetzt nicht unbedingt immer ein Lebensgefühl, im Radsport identifiziert man sich schon ein bisschen mehr, als dass es nur ein Hobby ist.

Look Pro …
# Look Pro …
… Go Slow!
# … Go Slow! - So lautet Paul Ripkes Motto für ein weniger wettkampf-basiertes, entspanntes Rennradfahren.

Bist du schon richtig nerdy in der Technik-Thematik oder ist dir das genauso unwichtig wie KOMs und solche Geschichten?

Ich wüsste jetzt nicht, welche Gangschaltung ich habe (eine SRAM RED AXS, Anm. d. Red.). Ich habe, glaube ich, eine Scheibenbremse … mit jedem neuen Stecksystem für Laufräder scheitere ich erstmal 3 Tage. Ich bin null Techniker und habe gar kein Gefühl dafür. Da bin ich null drin, also das ist mir tatsächlich eher egal.

Pauls schnelles Geschoss von Focus in Custom-Lackierung
# Pauls schnelles Geschoss von Focus in Custom-Lackierung - zum Bike gibt es in Kürze noch ein paar Infos mehr.

Du bist die letzten Tage relativ oft mit Rick Zabel unterwegs gewesen. Woher kennst du ihn?

Der hatte mich irgendwann auf Instagram angeschrieben und mich zur Tour de France eingeladen, 2018. Dann bin ich da mit hin und wusste nicht, wie mir geschieht. In Paris hat mich irgendjemand abgeholt, glaube der Pressechef von Katusha damals, und am nächsten Tag saß ich dann den ganzen Tag mit Erik Zabel, seinem Vater, der dort für Canyon etwas gemacht hat, zusammen. Wir sind so die Schleichwege von einer Roubaix-ähnlichen Etappe gefahren. War natürlich total geil, Ete hat ja schon so ein paar Geschichten auf Lager! Und später habe ich mich mit dem Sohn angefreundet.

Auch mal ein Gespräch mit jemandem führen, der nicht weiß, was Radsport ist

Ich habe jetzt die letzten fünf Tage mit ihm verbracht und der ist tatsächlich mega cool. Er ist saulustig und nimmt sich selbst nicht so besonders ernst. Er ist jetzt ja auch nicht der nerdigste Radsportler und kann auch mal ein Gespräch mit jemandem führen, der nicht weiß, was Radsport ist. Es hat mich sehr beeindruckt, wie offen der zu anderen Dingen ist in der Welt und auch was für Interessen er hat. Sami Khedira war auch so ein Typ im Fußball – ich komme eigentlich aus dem Fußball – und mit Sami habe ich nie über Fußball geredet, sondern immer über Hiphop oder Kultur, über Städte, über Reisen … der hatte immer ein Interesse an anderen Sachen. Und so ähnlich ist es bei Rick Zabel.

https://www.instagram.com/p/CFVDaN-DKfk/

Ich habe die Straßen in Kalifornien als eher etwas ruppig in Erinnerung. Wie oft bist du schon in ein Schlagloch gefahren? Kam das schonmal vor?

Gar nicht tatsächlich! Ich bin die ersten 1.000 Kilometer ohne jede Begegnung mit auch nur einem Auto gefahren, weil ich nur auf Radwegen unterwegs war. Es gibt unfassbar viele Radwege in L.A., gerade in diesen ganzen ehemaligen Flüssen bauen sie überall Radwege gerade rein. Genau vor meiner Haustür geht zum Beispiel ein 210 Kilometer langer Radweg los, ohne eine Ampel, ohne ein Auto, ohne irgendwas. Alleine da kannst du einfach eine Stunde hoch, eine Stunde runterfahren und dabei den Kopf ausschalten. Ich bin dann von L.A. nach San Francisco gefahren mit dem Fahrrad, den „Highway One“. Da war ich mal wieder der Trottel, weil äh … ich sags mal so, man fährt eigentlich von oben nach unten und nicht andersrum …

Ich glaube, irgendjemand hatte dir das nachträglich noch gesagt …

Erik Zabel, genau … mit dem habe ich darüber geschrieben. Der hatte gesagt: „Hä, warum fährst du denn von unten nach oben, bist du bescheuert? Da ist man immer im Gegenwind von oben, du bist immer an der Wand und nicht am Wasser und hast kein tolles Licht…“. Und die eine Seite der Straße, das war das Frustrierendste: Über bestimmt 240 Kilometer war eine Seite der Straße, nämlich die von oben nach unten, perfekter Asphalt, nagelneu. Und meine Seite der Straße, die war wirklich Tschernobyl, kratergroße Löcher, völliger Horror. Das war nicht schön. Aber ansonsten versuche ich Verkehr zu vermeiden, fairerweise muss man sagen, der Amerikaner fährt ja dann doch Pickup Trucks, und ich habe keine Lust von einem Ford F-150 und jemandem, der ein Handy am Steuer hat, überfahren zu werden. Deswegen vermeide ich große Straßen.

Große Straßen gibt's in Deutschland genug – viele auch, wie hier, ohne viel Verkehr zum entspannten Fahren.
# Große Straßen gibt's in Deutschland genug – viele auch, wie hier, ohne viel Verkehr zum entspannten Fahren.

Kannst du kurz über die Intention von der krassen Tour nach San Francisco sprechen?

Also, erstens: So krass war die gar nicht. Das waren sieben Tage, 1200 Kilometer oder so was … easy, wir haben halt nichts anderes gemacht. Und wenn das so ein Trottel wie ich hinbekommt, mit 110 Kilogramm, dann kriegt das auch jeder andere hin. Aber mir war einfach langweilig, so doof wie es klingt (lacht). Ich war noch nie am „Highway One“, obwohl ich oft in Amerika war und jetzt seit einigen Jahren dort lebe. Unfassbar geil! Ich bin am Anfang auch alleine gefahren, und es war total geil, man war alleine unterwegs, hatte eine Ziel, eine Aufgabe, Kopf abschalten. Es war wirklich mal sehr, sehr, sehr befreiend. Ich habe Pakete an die einzelnen Stopps geschickt und wieder von dort wieder zurück und hatte daher kein Gepäck, sondern nur eine Tasche dabei mit Drohne, Fotoapparat und GoPro, sonst aber nix. Das war sehr angenehm und mega geil. Super Wetter gehabt, hat alles gepasst.

https://www.instagram.com/tv/CDoUyLlIkY0/

Hat auch, glaube ich, bis kurz vor Schluss super funktioniert, oder?

Genau, einen Einbruch, einen Platten mal. Aber ansonsten lief alles wirklich gut, ja.

In Deutschland haben wir momentan auch ganz groß diese Fahrradsicherheits-Diskussion. Du hast es schon kurz angesprochen – wie werden Rennradfahrer in den Staaten wahrgenommen? Gibt es da Unterschiede zu Deutschland? Fahren die gewissenloser? In Deutschland merkt man, dass Rennradfahrer für viele Autofahrer ein sehr großes Ärgernis sind. Ist das in Amerika auch so?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin jetzt letzte Woche hierher gekommen und wir sind am ersten Tag Fahrrad gefahren. Ich kam nach Hause und habe meine Frau angerufen und gesagt „alter Schwede, ich bin heute schon bepöbelt worden“. Dann sind wir eine Runde (zusammen mit dem Radsportclub in Heidelberg, Anm. d. Red.) gefahren, ich bin noch nie so viel bepöbelt worden in der ersten Stunde. Da waren wir halt auch 180 Leute. Das verstehe ich schon, aber dass sich Leute damit nicht abfinden … dann verlieren sie halt acht Minuten ihrer Zeit und fahren aber danach die gleichen acht Minuten neben mir her und haben mich beschimpft wie nochmal was, also … das ist ja schon eine deutsche Eigenschaft, richtig wütend zu werden.

Da sind die Amerikaner sehr viel gelassener. Ich sehe es auch andersrum, viele Leute haben mich besucht und sind bei mir gefahren und haben gesagt, „oh, das ist ja beeindruckend, wie respektvoll hier alle sind!“. Es gibt eben schon echt viele Radwege, und es ist auch alles größer, es ist mehr Platz. Ich glaube schon, dass deutsche Autofahrer im Speziellen schon oft richtige Wutbürger sind, das nervt natürlich höllisch. Was soll man machen.

Auto vs. Radfahrer – auch auf der Fahrt in Heidelberg war dies besonders auf Anstiegen durchaus mal immer ein Thema.
# Auto vs. Radfahrer – auch auf der Fahrt in Heidelberg war dies besonders auf Anstiegen durchaus mal immer ein Thema.

Ich hatte eine Instagram-Story gemacht, wo ich mit Rick Zabel und sieben Leuten gefahren bin, über die Orte. Wir fuhren auf der Straße, aber wir fuhren halt auch 32 km/h. Es gibt ja auch klare Rechtslagen dafür, dass du dann auf der Straße fahren musst. Da gab es nebenan so einen kleinen Fahrradweg und Fußgängerweg, aber ich habe ungefähr 140 Instagram-Nachrichten bekommen von Leuten, die gesagt haben „wegen euch haben wir so einen schlechten Ruf, warum gibt’s da den Fahrradweg denn …“. Keine Ahnung. Ich finde das schwer nachvollziehbar, ein bisschen Gelassenheit tut doch allen gut.

Viele Leser werden dich auch als Fotograf kennen. Hast du auch fotografische Berührungspunkte was Sport angeht, außer Formel 1 und Fußball? Also hast du schonmal im Radsport fotografiert?

Ja, Tour de France einmal zwei Tage. Das war super schwierig, ich hatte keine Ahnung von dem Sport, keine Ahnung wie schnell das geht und habe nur ganz schwer erkannt, wer da ist … und es ist sehr presserelevant. Ich versuche immer ein bisschen andere Fotos zu machen, das ist mir dort nicht so leicht gefallen. Aber da gibt es auch eine Fotostrecke drüber, zumindest im Bus und Backstage mit so ein paar anderen Blickwinkeln, das war schon gut.

Sonst habe ich vom Radsport nicht so viel fotografiert. Ich war früher richtig Fan. Aber grundlegend komme ich aus dem Hockey, habe daher auch nie ein Radrennen fotografiert. Ich habe ein paarmal Triathlon fotografiert, in Hamburg bei den Cyclassics, da war ich mal hier und da. Aber Radsport-Fotografie ist was Spezielles, da muss man schon drinstecken.

Du hast ja eigentlich zum richtigen Zeitpunkt aufgehört Formel 1 zu fotografieren, denn mit der Formel 1 ist es dieses Jahr eher schwierig gewesen. Ist der Mix aus PARI und Rennrad dein beruflicher und freizeitlicher Hauptbereich oder hast schon neue Ideen, die demnächst dann kommen?

Nein, also momentan ist es das, was ich machen will. Also: Ich lebe ja schon so ein Pippi Langstrumpf-Leben, wo ich mir die Welt mache, so wie sie mir gefällt. Das ist natürlich sehr viel Glück grundlegend, aber nichtsdestotrotz habe ich immer mal wieder Timing-Glück. Ich glaube aber trotzdem, dass, wenn man das macht, was man wirklich gut findet … und so blöd es klingt: Aber aus der Formel 1 rauszugehen war eine hochideologische Entscheidung.

Ich lebe ja schon so ein Pippi Langstrumpf-Leben, wo ich mir die Welt mache, so wie sie mir gefällt.

Ich hatte einen Vertrag, ich war super bezahlt, wir haben gewonnen, das war mit Lewis Hamilton und mit dem Mercedes-Team jetzt alles auch nicht scheiße! Trotzdem hatte ich persönlich jetzt, als tiefe persönliche Entscheidung, nicht mehr großartigen Spaß daran. Ich hatte nicht das Gefühl, dass das, was ich da mache, einen Unterschied macht. Dass ich was dazu beitrage, dass meine Arbeit einen relevanten Unterschied macht. Und deswegen habe ich da aufgehört.

https://www.instagram.com/p/BmG4TU3BYSQ/

Und wenn ich jetzt heute mit 50 Leuten Fahrrad fahren gehe und mir darüber nachdenke, dann denke ich, ja das macht schon einen Unterschied! Da sind ein paar Leute dabei, die fahren zum ersten Mal 80 Kilometer, sie haben ’nen guten Tag, ich erinnere mich daran. Das reicht mir schon als Unterschied. Da habe ich auf mein Bauchgefühl gehört, etwas zu machen, was zu mir in dem Zeitpunkt, mit 39 Jahren im Jahr 2019 oder 2020 besser passt. Und das zahlt sich jetzt gerade aus. Denn natürlich habe ich ein Schweineglück, denn mein Job existiert nicht mehr, den ich da gekündigt habe und Radfahren ist so groß wie noch nie, in meiner Wahrnehmung zumindest. Aber man sagt ja auch, „das Glück ist mit den Tüchtigen“ oder „luck is, when opportunity meets preparation“, also es gibt ja schon ein paar Sachen, die dann ein bisschen Wahrheit beinhalten. Ich glaube, ich werde auch schon belohnt dafür, die mutigere, unangenehmere Entscheidung zu treffen. Aber ja – ultraviel Glück.

Paul Ripke Interview-8
# Paul Ripke Interview-8

Ihr möchtet auch gerne mal bei einem der PARI Souplesse Rides dabei sein? Schaut am besten mal beim PARI Souplesse Club auf Instagram vorbei! Mehr Infos dazu gibt’s auch auf der Homepage: https://schwalbe.com/parisouplesseclub

Fotos: Johannes Herden, Michael Kull

Neuer Rennrad-Rapsong mit Interview: Immer noch nicht satt!

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Spotify und Co. streamen seit kurzem „Immer noch nicht satt”, einen Rap übers Rennradfahren des Interpreten Wattmeister Fresh. Ihr kennt weder den Song noch den Typ? Da sich hinter dem Künstlernamen, den Beats und den Lyrics jemand verbirgt, der auch hier viel schreibt, haben wir die Gelegenheit für ein Interview geschaffen. Hier gibt es den Song zum Hören und den Text sowie die Geschichte seiner Entstehung.

„Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt“ auf Spotify

Du siehst das Fenster nicht? Hier kannst du den Song auf Spotify hören:

Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt: Hier geht es direkt zum Song!

Alternative zu Spotify: Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt auf Amazon Music, auch auf Instagram ist der Song in „Reels“ und als Story-Musik verfügbar.

Interview: Die Idee hinter dem Song

Rennrad-News: Hallo, soll ich dich mit Wattmeister Fresh ansprechen?

Hannes: Nein, du kannst weiterhin Hannes sagen, das passt!

Hannes, ich kenne dich als schreibenden Kollegen von MTB-News. Ich habe gehört, dass du an Karneval auch mal singst, jetzt ein Rap übers Rennradfahren, wie kam es dazu?

Ich war tatsächlich mit dem Rennrad unterwegs, gerade einen Berg hochgefahren und hatte diesen Satz im Kopf, der ja auch so etwas wie ein Mantra geworden ist, „immer großes Blatt” und irgendwas mit “Steigung”, dann hatte ich den Refrain eigentlich schon im Kopf. “15 Grad Steigung – Großes Blatt”, dann habe ich angehalten und mir das direkt aufgeschrieben.

…weil du ständig auf der Suche nach neuen Song-Texten bist.

Ich bin kein Musiker und erst recht kein Rapper! Das fiel in eine Zeit, in der ich sowieso öfter mal auf Garage Band (eine Musik-Kompositions-App von Apple, Anm. der Redaktion) öfter mal auf dem iPad herumgedaddelt habe. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Abend einen coolen Beat zu bauen. Nicht einfach nur Fernsehn zu schauen, sondern noch ein bisschen produktiv zu sein. Ich habe also immer Beats gebaut und hatte dann diesen einen Satz vom Rennradfahren im Kopf. Es ging mit dem Ursprungsbeat los, der ja so ein bisschen Trap-mäßig ist, dann habe ich noch eine Base Line dazu gebaut, ein paar Melodien für zwischendrin, den Keyboard-Sound und dann ging das so weiter.

Aber bislang hatte ich ja nur diesen einen Satz: “15 Grad Steigung, großes Blatt”. Mir war im Nachhinein klar, dass sich da eine Nähe zur #8000Watt-Bewegung ergibt, die ich gar nicht so beabsichtigt hatte, ich wollte es jedenfalls nicht so einzeln als Aussage stehen lassen.

Dann habe ich den Rest des Textes geschrieben, mit ein paar Tipps von noch eingefleischteren Rennradfahrern wie beispielsweise dir. Im Anschluss habe ich das alles eingesungen, mit dem Podcast-Mikro unseres MTB-News-Podcasts „Pokal oder Spital”. Ganz zum Schluss dachte ich – da fehlt noch was. Das war der Moment der Bläser, die ich dann noch eingebaut habe. Und jetzt klingt es ziemlich wuchtig, man sollte sich das schon mal auf einer großen Anlage anhören!

Rap über Rennradfahren, da war doch schon mal was? Mir fallen spontan der Kölner Genz und sein Jan Ullrich-Rap ein und der internationale Cycling Smashhit “Performance”. Hast du vorher geguckt, was das Genre hergibt? Waren das Vorbilder?

Nee, tatsächlich nicht. Ich kenne natürlich beide Songs, aber es gab in dem Sinne eigentlich gar kein Vorbild.

Du hast es schon gesagt, du fährst selber Rennrad. Ich höre dennoch eine gewisse Ironie im Song mitschwingen. Du bist ja eigentlich MTB-Fahrer. Wie ist dein Blick aufs Rennradfahren?

Ich bezeichne mich tatsächlich definitiv eher als MTB-Fahrer, aber mir macht das Rennradfahren auch sehr viel Spaß. Ich habe ja auch schon auf Rennrad-News diverse Tests und Tourenberichte geschrieben. Das Rennradfahren ist für mich ein guter Ausgleich zu den Trailtouren, die ich sonst so mache. Aber klar, im Lied ist so ein bisschen die Veralberung das Ding, was man in sozialen Medien oder auf diversen Meme-Seiten so liest.

Für Rennrad-News hat Hannes unter anderem das Focus Paralane getestet.
# Für Rennrad-News hat Hannes unter anderem das Focus Paralane getestet.
Diashow: Rennrad-Rapsong „Immer noch nicht satt“: Wattmeister Fresh im Interview!
Für Rennrad-News hat Hannes unter anderem das Focus Paralane getestet.
Eigentlich ist Hannes aber auf dem Mountainbike zuhause.
Für das Fotoshooting wurde aus den Vollen geschöpft …
Clipboard - 15
… hier wurde natürlich extra maximales Style-Equipment verwendet!
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Willst du jetzt damit andeuten, dass der Inhalt mehr aus medialer Erfahrung kommt als aus eigener Erfahrung?

Sowohl als auch. Ich finde halt manches Gebaren von manchen Rennradfahrern ein bisschen großspurig und dann steige ich da eben etwas drauf ein. Aber ohne da zu hochmütig zu klingen: Mir ist das aber selber gar nicht fremd! Ich merke schon auch, dass ich auf dem Rennrad selber versuche, abzuliefern. Es gibt schon den einen oder anderen KOM, bei dem ich immer wieder motiviert bin, da alles reinzuschmeißen. Auf der anderen Seite – ich wiege halt über 100 kg auf 1,93 m – begrenzt sich mein Ehrgeiz eher auf Flachstücke und Sprints und richtet sich weniger auf lange Berg-Segmente.

Es ist so ein Mix aus beidem. Ich mache einerseits gerne mit, auch was die Lust an neuem Equipment oder Klamotten und Brillen angeht, aber andererseits finde ich, dass man es auch nicht so bierernst nehmen sollte. Ich brauche zum Beispiel kein 6-Kilo-Rad, wenn ich selber 100 kg wiege.

Eigentlich ist Hannes aber auf dem Mountainbike zuhause.
# Eigentlich ist Hannes aber auf dem Mountainbike zuhause.

Du erwähnst das Equipment. Findest du, dass Rennradfahrer Styler sind?

Mmmh … das ist eine Definitionssache. Es gibt im MTB-Bereich auch Styler, das ist aber vielleicht ne andere Ebene. Also, gerade das Optische – da verweise ich auch gerne noch einmal auf das Interview mit Paul Ripke, in dem er das auch sagt, das geht natürlich in diese große Style-Richtung. Er erwähnt ja auch, dass er sehr viel Schönes im Rennradfahren sieht, Rahmenformen, Farben und Co.

Es gibt die Leute im MTB-Bereich natürlich genauso, die immer stylish aussehen wollen und die neusten Klamotten und Parts haben, auch da nehme ich mich natürlich nicht raus. Aber das passiert da weniger im Performance-Bereich, da geht es nach meinem Gefühl eher drum, dass es lässig und cool aussieht.

Für das Fotoshooting wurde aus den Vollen geschöpft …
# Für das Fotoshooting wurde aus den Vollen geschöpft …
… hier wurde natürlich extra maximales Style-Equipment verwendet!
# … hier wurde natürlich extra maximales Style-Equipment verwendet!

Um auf eine Textzeile zu kommen: Oneby oder Triple?

Da bin ich eher bei Oneby. An alle Schaltungshersteller: Ich würde mir eine schöne 1×13 fürs Rennrad wünschen, in der Art einer SRAM Eagle oder Shimano XTR 12-fach mit einem Berggang, der Rest ist mir egal. Abstufungen sind mir auch nicht ganz so wichtig.

Gibt es doch von Campagnolo …

Ja, stimmt, aber da ist mir der Berggang zu niedrig. Ich will vorne schon ein relativ großes Blatt fahren, aber auch mal steilere 300 Hm am Stück hochfahren können. Ich habe letztens mein Schaltverhalten mit der SRAM AXS Web App ausgewertet und ich fahre zu 99 % auf dem großen Blatt. Nur an diesem einen Berg hier in der Gegend mit den 300 Hm, da nutze ich dann das kleine Blatt. Das müsste die Gruppe auch noch schaffen.

Dein persönliches Verhältnis zu Bergen mit dem Rennrad? Rheinradweg, Koppenberg oder Mont Ventoux?

Schwierig. Die goldene Mitte, bitte.

Also Mittelgebirge, wo du auch fährst?

Ja, also Hügel gerne, ich mag den Mix. Mal Ballern auf Schnitt im Flachen, mal eher entspannt mit kleinen Bergen.

Noch mal zu dir persönlich – das musst du dir als Star schon gefallen lassen, damit du auch mal in die Intouch kommst. Was ist deine beste Angeberleistung auf dem Rennrad und was auf dem MTB?

Uh, die beste Angeberleistung? Da fällt mir ehrlich gesagt nicht wirklich viel ein … obwohl, doch: Die beste Angeberleistung ist auf dem Rennrad definitiv die 400 km-Fahrt am Stück nach Berlin, obwohl ich das mehr für mich selbst gemacht habe und über die ich auch hier den Bericht verfasst habe. Aber für Rennrad-Smalltalk eignet sich das im Fall der Fälle sicher als beste Angeberleistung. Und auf dem MTB (überlegt lange) – da könnte ich höchstens sagen, dass ich einen Bunnyhop auf eine Tischtennisplatte springen kann. Sonst bin ich da fahrtechnisch solide unterwegs, ohne besonders krasse Sprünge, Drops oder heftige Sachen machen zu können.

Anstrengendste Tour bisher? Sicherlich die 400 km nach Berlin …
# Anstrengendste Tour bisher? Sicherlich die 400 km nach Berlin …
… auf den letzten 30 km gab es Unterstützung von Kollege Marcus
# … auf den letzten 30 km gab es Unterstützung von Kollege Marcus

Gibt es eigentlich diesen Angeber-Talk im MTB-Bereich? Also bei Rennradfahrern gibt es das auf jeden Fall, sage ich mal …

Vielleicht unter Racern, eher in Verbindung mit Strava, wenn es um Speed geht. Aber im Wald auf den Trails ist das alles eh komplett irrelevant, wenn es nicht um Rennen geht – zumindest bei uns. Von unseren Touren kenne ich das nicht, eher geht es um den Spaß in der Gruppe. Berghoch ist es völlig egal, wie schnell man fährt. Das gibt es glaube ich weniger.

Warum kein Song über Mountainbiker?

Ich glaube dann letztlich doch – da ich ja ursprünglich Mountainbiker bin – dass ich über den Rennradbereich mehr zum Veralbern finde als beim MTB, weil die Sicht von außen noch etwas mehr vorhanden ist. Aber: Es gibt beim MTB-Bereich natürlich auch wahnsinnig viel zum Veralbern, ich kann da nur die IFHT-Videos empfehlen, von denen auch das Performance-Lied ist. Mir ist eben für den Rennradbereich mehr eingefallen.

Jetzt gibt es da so eine Schnittmenge zwischen Rennrad und MTB, das Gravelbike. Ist das für dich eine Schnittmenge oder weder Fisch noch Fleisch?

Das ist für mich tatsächlich leider weder Fisch noch Fleisch, denn ich fahre selber aktuell gar kein Gravel Bike. Was mir aber auffällt, wenn ich dann mal wieder Gravel Bike fahre, ist, dass es definitiv Vorteile in der Ebene gibt, da fährt man minimal schneller als mit einem schnellen XC-MTB. Geht es aber den Berg runter und es wird ein bisschen wurzelig, hat man mit einem leichten XC-Fully, wie ich es hier fahre, unfassbare Vorteile. Auf einem Gravel Bike tut es sehr weh irgendwann. Wofür es für mich dann wirklich Vorteile hätte, wäre so ein langes Etappenrennen. Ich fahre aber auf dem Rennrad mittlerweile 30 mm breite Reifen, so langsam nähere ich mich also schon der Breitreifenfraktion an! Aber aktuell ist meine Wahl eher mein XC-Fully mit 12 kg für Geländiges oder halt das Rennrad für die Straße.

Nochmal zu dem Song. Wie lang hast du dafür eigentlich gebraucht?

Das ging relativ schnell. Die Lyrics waren so in einer Stunde fertig, alles in allem dauerte es vielleicht einen Tag. Viel aufwändiger war das ganze Drumherum, das Foto für das „Cover“, das Einstellen bei Spotify und so weiter.

Gab es schon Reaktionen?

Durchaus. Ein paar unterschiedliche Leute haben es gefeiert, manche haben es wohl auch schon mitgesummt, als sie auf dem Fahrrad unterwegs waren. Von daher würde ich sagen: Ziel erreicht. Es soll einfach ein lustiges Lied sein, was vielleicht den einen oder anderen dazu reizt, die Anlage mal aufzudrehen oder auf der nächsten Tour am Berg ein bisschen Motivation zu tanken.

Was kommt als nächstes?

Ich habe ein paar Zeilen und einen Anfangs-Beat dazu. Ihr werdet es erfahren. Jetzt weiß ich ja, wie das Bereitstellen geht.

Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt: Hier geht es direkt zum Song!

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# Clipboard - 15

Wie gefällt euch das Lied?

Fragen: Jan Gathmann / Fotos: Johannes Herden, Jens Staudt

Radsportler der Jahres 2020: Lennard Kämna und Emma Hinze gewinnen

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Bei der Wahl zum Radsportler des Jahres 2020 sind Lennard Kämna, Emma Hinze und Marco Brenner die Sieger. Die Wahl wird von den Lesern der Magazine „Radsport“ und „Rennrad“ durchgeführt.

Lennard Kämna, Emma Hinze und Marco Brenner sind die Radsportler des Jahres 2020. Damit setzten sich bei den Männern erneut Straßenfahrer durch. Auf den ersten drei Plätzen landeten dabei ausschließlich Fahrer des deutschen Rennstalls Bora-Hansgrohe. Bei den Frauen dagegen fiel die Wahl auf die dreifache Bahn-Weltmeisterin Emma Hinze. Bei den Nachwuchssportlern gewann das Votum Marco Brenner.

Lennard Kämnas Tour-Etappensieg hat den Rennrad-Lesern so imponiert, dass er die Wahl klar vor seinen Teamkollegen Maximilian Schachmann und Pascal Ackermann gewann. „Ich freue mich, von den Lesern zum Radsportler des Jahres gewählt worden zu sein. Das ist für einen Sportler eine der schönsten Auszeichnungen,“ sagte Kämna, als er von seinem Wahlsieg erfuhr.

Emma Hinze gewann 2020 bei der Heim-WM in Berlin drei Titel. Ihre Siege im Sprint, im Keirin und im Teamsprint machten sie zur großen Favoritin für die Olympischen Spiele in Tokio, aber dann kam alles anders. Im weiteren Verlauf des Jahres konnte die 23-Jährige wegen der Corona-Pandemie keine Wettkämpfe bestreiten. Darum freut sie sich umso mehr über den Erfolg bei der Leserwahl. „Das ist cool und noch einmal eine Anerkennung meiner Leistung, wenn sich so viele Leute bei einer so traditionsreichen Wahl für mich entscheiden“, sagt Hinze, die sich in den nächsten Monaten auf die Olympiavorbereitung stürzen wird, nachdem ihre Knieverletzung wieder ausgeheilt ist.

Der Augsburger Marco Brenner hat souverän die Wahl zum Radsportler der Jugend gewonnen. Der 18-jährige kann trotz Corona und dadurch bedingten langen Zwangslausen auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken: International sticht die Silbermedaille im Zeitfahren bei der Straßen-EM in Plouay hervor; mehr war fast nicht möglich, da es für die Nachwuchsklassen keine Weltmeisterschaft auf der Straße gab und auch die Nations-Cup-Rennen fast nicht zur Austragung kamen.

Die Wahlergebnisse

Radsportler des Jahres
1. Lennard Kämna: 26,9 %
2. M. Schachmann 19,2 %
3. Pascal Ackermann 16,3 %
4. Felix Groß 16,2 %
5. Maximilian Levy 10,9 %
6. Marcel Meisen 10,4 %

Radsportlerin des Jahres
1. Emma Hinze 25,0 %
2. Lisa Brennauer 22,8 %
3. Franziska Brauße 18,9 %
4. Elisabeth Brandau 11,6 %
5. Lea Friedrich 11,5 %
6. Hannah Ludwig 10,1 %

Radsportler der Jugend
1. Marco Brenner 27,1 %
2. Luisa Daubermann 20,2 %
3. Benjamin Boos 15,2 %
4. Willy Weinrich 13,9 %
5. Lennart Krayer 13,7 %
6. Tim Teutenberg 9,7 %

Stimmt ihr mit den Lesern der Rennrad überein? Wer wären eure Favoriten gewesen?

Infos: Pressemitteilung BDR / Fotos: BVA

Long Covid im Sport: „Gefahr keinesfalls unterschätzen!“

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Manuel Karger war ein erfolgreicher Hobby-Triathlet mit beeindruckenden Leistungen bei internationalen Rennen. Dann infizierte er sich im Dezember 2020 mit dem Corona-Virus und leidet seitdem an den sogenannten Long Covid Folgen der Viruserkrankung. Der 35-jährige Familienvater kann keinen Sport mehr treiben und möchte andere Sportler für das Thema sensibilisieren.

Hiobsbotschaft an Weihnachten

An den Zeitpunkt der Hiobsbotschaft kann sich Manuel Karger noch genau erinnern. „Es war an Heiligabend um 16:30 Uhr als meine Frau und ich erfuhren, dass unser Covid-19 Test positiv war“, schildert der Oberschöllenbacher. „Zu dem Zeitpunkt habe ich mir aber nichts groß dabei gedacht und bin davon ausgegangen, dass die Sache in ein paar Tagen wieder vergessen ist.“

Doch es sollte anders kommen. Manuel fühlte sich schnell kränklich, schlaff und zeigte die typischen Grippesymptome. „Und es war leider nicht nach ein paar Tagen vorbei“, blickt er zurück. Nach zwanzig Tagen Quarantäne zu Hause ging es ihm immer noch mies und es wurde erneut ein Test vorgenommen. Wieder positiv! Auch danach sollte sich keine Besserung einstellen, die Symptome blieben, heftige Gelenk- und Muskelschmerzen sowie ein Brennen in der Brust quälten den jungen Vater einer zweijährigen Tochter. Ein weiterer Test am 28. Januar war wiederum positiv.

Manuel Karger war ein erfolgreicher Triathlet.
# Manuel Karger war ein erfolgreicher Triathlet.
15 Stunden Training in der Woche waren normal, um in seinem geliebten Sport erfolgreich zu sein.
# 15 Stunden Training in der Woche waren normal, um in seinem geliebten Sport erfolgreich zu sein.

Erst im Februar wurde Manuel zum ersten Mal wieder negativ getestet, doch die Leidensgeschichte war damit keineswegs vorbei. Zwar wurden die Symptome milder und Manuel versuchte ab Mitte März wieder zur Arbeit zu gehen, doch diesen Versuch musste er nach vier Wochen geknickt und völlig geschwächt wieder aufgeben.

Arbeiten wegen Long Covid Folgen unmöglich

„Ich benötigte jedes Mal das komplette Wochenende, um mich nur einigermaßen von der restlichen Woche zu erholen“, schildert er im Gespräch mit Rennrad-News. „An ein normales Leben ist überhaupt nicht zu denken. Ich fühle mich schlapp, schwach, abgeschlagen, kaum dazu in der Lage etwas zu machen.“ Was genau er hat, kann ihm zu der Zeit niemand sagen. Doch er bleibt aktiv, sucht nach Fachärzten, lässt sich auf eigene Kosten sportmedizinisch untersuchen. Alles ohne greifbares Ergebnis: „Alle Organe sind gesund, es kann kein einzelnes gravierendes Problem erkannt werden.“

„An ein normales Leben ist überhaupt nicht zu denken. Ich fühle mich schlapp, schwach, abgeschlagen, kaum dazu in der Lage etwas zu machen.“

Manuel Karger

Im Mai wird er schließlich als Long Covid Patient eingestuft und wartet derzeit auf eine Reha-Maßnahme, die im Oktober stattfinden soll. Was dort genau passieren wird, weiß er nicht. „Die Situation ist sehr schwierig“, bedauert er. „Man erhält als Betroffener sehr wenig Hilfe, muss viel Eigeninitiative zeigen, um überhaupt mal gefühlt einen Schritt weiterzukommen.“

Aktuell ist er krankgeschrieben, an einen normalen Tagesablauf ist kaum zu denken, der geliebte Sport in weite Ferne gerückt. „Vor meiner Erkrankung habe ich rund 15 Stunden die Woche trainiert – mit großer Freude!“, schildert er. „An Radfahren oder Laufen ist aktuell überhaupt nicht zu denken, lediglich schwimmen kann ich hin und wieder mal an einem guten Tag. Allerdings im Schneckentempo!“

Es ist auch mental sehr schwierig positiv zu bleiben, aber Manuel gibt die Hoffnung nicht auf und will wieder Sport treiben können. Viele Ärzte hätten ihm gesagt, dass er es nur seinem exzellenten Fitness-Zustand vor der Infektion zu verdanken habe, dass er nicht auf der Intensiv-Station gelandet sei. So versucht er sich daran zu halten und eines Tages wieder dahin zu kommen.

Gefahr nicht unterschätzen!

Und er möchte andere Menschen, gerade auch Sportler, auf die Gefahren aufmerksam machen: „Man darf Covid-19 nicht auf die leichte Schulter nehmen! Freilich bleibt die Erkrankung bei vielen Menschen sehr mild und ohne Folgen, aber ich habe bei mir persönlich einen ganz anderen Verlauf erlebt. Und ich habe in den letzten Monaten viele Menschen, darunter auch Leistungssportler, getroffen, denen es leider ähnlich ergeht.“

Training war zu jeder Jahreszeit angesagt, im Moment ist an Radfahren leider nicht zu denken.
# Training war zu jeder Jahreszeit angesagt, im Moment ist an Radfahren leider nicht zu denken.

Manuel Karger ist nicht der einzige Sportler, der von den Folgen einer Covid-Infektion betroffen ist, auch einige Radprofis wurden in den vergangenen Monaten positiv getestet. Selbst im besten Fall, wenn also keine Symptome zu erkennen sind, raten Ärzte vor einem zu schnellen Einstieg ins Training ab. Eine Ruhepause sei unerlässlich, danach ein langsamer Wiedereinstieg ins Training, am besten unter ärztlicher Überwachung.

Habt ihr Erfahrung mit der Sport-Aufnahme nach einer überstandenen COVID-19 Infektion – war die medizinische Hilfe darauf eingerichtet?


Text: Harald Englert, Fotos: privat

Paul Voß im Interview zu Gravel Rennen: „Das Inklusive ist das Tolle!“

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Die Meisten kennen Paul Voß als Tour de France-Co-Kommentator. Aber der Ex-Punkte-Trikot-Träger ist auch aktiver Gravel Rennfahrer und hat die Schotterstraßen zu seiner neuen Heimat gemacht. Vor kurzem fuhr er zum ersten Mal beim großen US-Gravel-Rennen Belgian Waffle Ride aufs Podium. Gerade hat er ein neues Bikepacking-Video rausgebracht. Wir haben mit ihm über Gravel-Rennen gesprochen und auch nach der Zukunft in Deutschland gefragt.

Jan, Rennrad-News: Du bist beim Belgian Waffle Ride in Utah, USA, aufs Podium gefahren. Glückwunsch dazu erst einmal. Ich persönlich, als Klassikerfan, mag ja den Titel. Das Rennen startete bereits vor 10 Jahren zum ersten Mal und gilt als eine Hommage an belgische Frühjahrsklassiker. Es enthält traditionell viele „Offroad-Sektoren“ anstatt der Kopfsteine und Hellingen und es werden Belgisches Bier und Waffeln gereicht. Inzwischen ist es eine ganze Rennserie mit vier Austragungsorten. Du bist das Event in Utah gefahren, das über 209 km führt. Man kennt dich eher als Bergfahrer, denn als Klassikerspezialist. Wie lief es? Wer waren deine härtesten Gegner?

Paul: Das Rennen lief eigentlich zu 80 Prozent auf Gravel, der Rest war Straße. Wir sind gleich sportlich losgefahren. Nach ungefähr 35 km habe ich mich dann entschieden, eine Vorentscheidung herbeizuführen. Ich bin dann bei der ersten Gravel Passage, die auch ein bisschen technisch war, mit Sand, etwas Windkante, direkt von vorne gefahren. Das hat dann auch gleich eine Gruppe aus dem Feld gelöst. Wir kamen dann aus diesem Stück mit vier Fahrern raus, der spätere Gewinner Peter Stetina, der Zweite Griffin Easter und noch ein anderer Fahrer.

Diashow: Paul Voß im Interview zu Gravel Rennen: „Das Inklusive ist das Tolle!“
Der Asphaltanteil in den Rennen unterscheidet sich erheblich
Die Spitzengruppe mit Voß, Stetina, Griffin in wechselnder Begleitung.
Das Tolle an den Gravel Rennen in den USA?
Bei US-Gravel-Rennen stehen Top-Athleten mit Hobbyfahrer*innen gemeinsam am Start.
Starter*innen unterstützen sich bei den Rennen gegenseitig.
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Der Belgian Waffle Ride in Utah ist eines von vier Rennen der Serie
# Der Belgian Waffle Ride in Utah ist eines von vier Rennen der Serie - Paul Voß fuhr auf den dritten Platz, auch dank seiner Fahrtechnik, ist er sicher.
Paul Voß
# Paul Voß - „Mega happy“ mit dem dritten Platz.
Das Tolle an den Gravel Rennen in den USA?
# Das Tolle an den Gravel Rennen in den USA? - „Das Inklusive“, sagt Paul.

Wenig später bin ich leider gestürzt, weil ich mit meinem Vorderrad das Hinterrad von einem anderen Fahrer berührt habe. Durch den Sturz, der viel Zeit gekostet hat, bin ich dann in einer zehn oder zwölf Mann starken Gruppe gelandet. Es gab immer wieder Attacken, das Tempo war hoch, es gab einen Anschluss. Ungefähr bei Kilometer 120 haben Stetina und Griffin das Tempo noch mal richtig erhöht und wir konnten uns wieder zu viert absetzen, später zu sechst. In den letzten schweren Anstieg sind wir dann zu sechst gefahren. Der war 4 km lang und im Schnitt 9 % steil, aber eigentlich über 3 km so um die 10 % bis 14 % knonstant steil, auf Schotter. Meine Übersetzungen waren auf jeden Fall hart an ihrer Grenze, und ich konnte den beiden nicht mehr folgen

In der Abfahrt, auf dem technischen Stück konnte ich dann wieder zwei Fahrer einholen. Ich wusste, dass ich auf den technischen Passagen besser sein werde, von daher habe ich mich am Anstieg auch vorher darauf konzentriert, mein eigenes Tempo zu fahren. Die Abfahrt war dann 4 km Singletrail, die man auch eher mit dem MTB hätte fahren können. Da habe ich dann alle wieder überholt, sogar den Zweitplatzierten, der aber wieder auf dem Asphalt aufschließen konnte. Am Schluss hatte ich dann Krämpfe und konnte ihn nicht halten, da merke ich dann doch, dass mir die Rennhärte fehlt, durch die wenigen Rennen, die ich habe.

Am Ende bin ich aber jetzt mit dem dritten Platz mega happy. Da hat sich die US-Reise definitiv schon gelohnt.

Peter Stetina fuhr auf Platz Eins, Griffin Easter auf Platz Zwei.
# Peter Stetina fuhr auf Platz Eins, Griffin Easter auf Platz Zwei.

Gab es noch andere Fahrer*innen aus D im Rennen?
Ich war der einzige deutsche Fahrer vor Ort. Es waren eigentlich nur Amerikaner*innen und Kanadier*innen am Start.

Du bist in dieser Saison richtig ins Gravel Rennen eingestiegen und fährst sozusagen eine Renntournee in den USA. Wie anders ist das als Profi-Rennen?

Da drüben ist es auf jeden Fall komplett anders, als es in Europa ist. Die Rennen sind richtige Rennen. Es ist nicht wie bei uns, wo Rides ja eher Events sind (zum Beispiel der Gravel Fondo oder die Schwalbe Gravel Games, Anmerkung der Redaktion). Es geht in den USA wirklich um die Performance, da braucht man auf jeden Fall das richtige Equipment. Es ist alles ähnlich, wie es bei Straßenrennen ist.

Inklusiver ist es aber auf jeden Fall auch. Es gibt ungeschriebene Gesetze, die jeder befolgt. Dadurch gibt es mehr Kameradschaft, Unterstützung und Zusammenhalt und man versucht, sich nicht gegenseitig fertig zu machen.

Unterscheiden sich Gravel-Rennen dort untereinander stark?
Ja, die unterscheiden sich schon stark voneinander. Der Belgian Waffle Ride in Utah war schon großteils ein klassisches Gravel-Rennen, dennoch waren auch viele harte Singletrails dabei und etwas Asphalt. Der Belgian Waffle Ride in San Diego führte zum Beispiel dagegen über sehr, sehr viel Asphalt. Von daher: Es gibt schon große Unterschiede.

Deshalb finde ich es auch schwierig, Graveln so in eine Schublade zu stecken. Jedes Gebiet auf der Welt hat ja seine eigene Topograhie und Gravel-Belagsarten. Es gibt echte Highspeed-Kurse, bis hin zu technisch sehr anspruchsvollen, bis hin zu auch sehr bergigen.

Bei US-Gravel-Rennen stehen Top-Athleten mit Hobbyfahrer*innen gemeinsam am Start.
# Bei US-Gravel-Rennen stehen Top-Athleten mit Hobbyfahrer*innen gemeinsam am Start.

Was sagst du zur UCI Entscheidung, Gravel-Rennen zu lizenzieren? Fährst du die Rennserie dann mit?

Dazu kann ich eigentlich nicht viel sagen, weil ich nicht weiß, welche Rennen es dann letztendlich werden. Ich weiß aber schon, dass wahrscheinlich keins der großen internationalen Rennen Teil dieser Serie sein wird. Wenn es dann so eintritt, kann man auf jeden Fall die sportliche Relevanz infrage stellen. Ich werde mir das angucken und dann entscheiden, ob ich mich für die WM qualifizieren will oder ob ich wieder dieses amerikanische Programm fahre und dann ein paar europäische Bikepacking-Events fahren werde, wie ja zuletzt das Badlands. Das macht mir einfach auch sehr viel Spaß.

Glaubst du, es wird auch in Deutschland mehr Gravel Rennen mit Massenstart und Zeitnahme geben? Welche Kandidaten siehst du, wenn?
Ich denke, dass sich in Deutschland in Zukunft etwas entwickeln wird. Ich merke von meinen Partner*innen auf jeden Fall, dass das Interesse da ist. Es braucht einfach diesen einen initialen Anstoß in diesem Stadium von ein, zwei Veranstaltungen, die es ein wenig größer aufziehen, damit man in Gang kommt. Ich habe auf jeden Fall Bock, mich zu engagieren. Und vielleicht kann man ja im nächsten Jahr schon irgendwas auf die Beine stellen. Auf jeden Fall glaube ich, dass die Zeit reif ist, und man muss es jetzt einfach mal machen.

In den Staaten sind die Events riesengroß, vergleichbar mit einem Ironman oder auch einem Marathon. Das ist dieses Inklusive, dass du mit den Top-Athleten am Start stehst und auch die gleiche Strecke fährst. Das ist das Tolle am Gravel Sport, wie er dort ausgeübt wird.

Der Belgian Waffle Ride in Utah besteht zu 80 % aus Gravel, sagt Voß.
# Der Belgian Waffle Ride in Utah besteht zu 80 % aus Gravel, sagt Voß.
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# IMG 5264
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# IMG 5277
Starter*innen unterstützen sich bei den Rennen gegenseitig.
# Starter*innen unterstützen sich bei den Rennen gegenseitig.
Die Spitzengruppe mit Voß, Stetina, Griffin in wechselnder Begleitung.
# Die Spitzengruppe mit Voß, Stetina, Griffin in wechselnder Begleitung.
Der Asphaltanteil in den Rennen unterscheidet sich erheblich
# Der Asphaltanteil in den Rennen unterscheidet sich erheblich - in Utah ist er laut Voß gering.
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# IMG 5252

Könntet ihr euch Gravel Rennen nach US-Vorbild in Deutschland vorstellen?

Gespräch: Jan Gathmann / Fotos: @belgianwaffleride

Mit dem Laufrad nach Paris: Nen Wolf geradelt

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Im Jahre 1818 soll eine Gruppe um Karl Drais, Erfinder des Laufrades, auf Draisinen von Mannheim nach Paris gerollt sein – zu Werbezwecken für die neue Erfindung. Ob diese Story stimmt, wollten zwei Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln herausfinden. Auf zwei Laufrad-Nachbauten machten sie sich auf die 700 Kilometer lange Strecke von Mannheim nach Paris. Wolfram Lotze (Text) und Dennis Stratmann (Fotos) fuhren – pardon: liefen – eine Etappe mit.

Wir könnten genauso gut nackt oder als Clowns verkleidet durch die Gegend laufen – die erstaunten Blicke wären dieselben.

Achim Schmidt

Diashow: Mit dem Laufrad nach Paris: ‚Nen Wolf geradelt
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Botschafter einer längst vergangenen Epoche
Auch
Unterhalten können sich die Beiden nur in Pausen.
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Botschafter einer längst vergangenen Epoche
# Botschafter einer längst vergangenen Epoche - oder einfach tollkühne Männer auf ihren rollenden Kisten?

„Wir könnten genauso gut nackt oder als Clowns verkleidet durch die Gegend laufen – die erstaunten Blicke wären dieselben“, sagt Achim Schmidt und rückt den Zylinder zurecht. Dabei wirkt er mit seinem eleganten Anzug, dem Frack und seiner Kopfbedeckung wie ein Edelmann aus vergangenen Zeiten. Genau wie Frank Hülsemann: Mit seinem Outfit aus weißem Leinenhemd, Weste und Kniestrümpfen kommt er etwas rustikaler, aber auch sehr vornehm daher. Das Besondere ist aber nicht die Kleidung, sondern ihr Unterbau: Die beiden bewegen sich auf Nachbauten historischer Laufmaschinen. In 15 Etappen wollen sie die 700 Kilometer lange Strecke vom Startort in Mannheim zum Ziel in Paris rollen. Auf alten Postrouten, matschigen Nebenstrecken und bisweilen abenteuerlichem Geläuf. Sie möchten am eigenen Körper erfahren, ob die vermutlich erste mehrtägige Radreise der Weltgeschichte im Jahre 1818 tatsächlich so stattgefunden hat.

Alles sollte so originalgetreu sein wie möglich. Das Vehikel, die Kleidung, die Nahrung.

Es gibt zwar Aufzeichnungen aus dieser Zeit, aber keine Beweise. Sicher ist nur, dass die Laufräder damals in Paris ankamen. Radreise oder Legende? Das möchten Hülsemann und Schmidt herausfinden. Die beiden sind ambitioniert, aber nicht übereifrig. Hülsemann: „Wir sind hier auf keiner Mission unterwegs! Uns interessiert einfach die Frage, ob eine solche Reise möglich war.“

Zumindest ein Teil der Nahrung lässt sich nah am Original halten.
# Zumindest ein Teil der Nahrung lässt sich nah am Original halten.
Auch
# Auch
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„Da ist heutzutage kein Mensch weit und breit, und da waren vor 200 Jahren mit Sicherheit auch keine Zuschauer“, sagt Hülsemann – er glaubt, dass  1818 nur die Städte durchfahren wurden.
# „Da ist heutzutage kein Mensch weit und breit, und da waren vor 200 Jahren mit Sicherheit auch keine Zuschauer“, sagt Hülsemann – er glaubt, dass 1818 nur die Städte durchfahren wurden.

Die Idee zu der Abenteuer-Tour stammt von Frank Hülsemann. Er hat schon mehrere Ausdauerprojekte mit historischem Hintergrund umgesetzt, absolvierte etwa einen Staffellauf auf alten Inkarouten oder fuhr mit dem Mountainbike 6.000 Höhemeter auf den Ojos del Salado in Chile, den höchsten Vulkan der Erde. Mit Achim Schmidt, der eine Karriere als Radrennsportler hinter sich hat und bundesweit als Rad-Experte anerkannt ist, fand er den idealen Partner.

Warum die beiden ausgerechnet im wetterwendischen März unterwegs sind? „Weil die Radreise 1818 auch um diese Zeit stattfand“, erklärt Hülsemann. Schon nach drei Tagen auf dem Laufrad kommen Hülsemann und Schmidt aber Zweifel, ob die Laufräder anno 1818 die Strecke wirklich durchgefahren sind. Heute zum Beispiel rollen die Beiden stundenlang am menschenleeren Rhein-Marne-Kanal entlang und auf steinübersäten, tiefen Feldwegen. „Da ist heutzutage kein Mensch weit und breit, und da waren vor 200 Jahren mit Sicherheit auch keine Zuschauer“, so Hülsemann. Seine Vermutung: Die damalige Expedition lud die Laufräder jeweils in die Kutsche und packte sie nur aus, um durch die Städte zu fahren. „Die wollten ja Werbung für ihre Laufmaschinen machen“, so Hülsemann. Da werden die sich nicht tagelang über Äcker und Waldwege gequält haben.“ Das aber ist kein Hinderungsgrund für die beiden Kölner, es nicht doch auf den alten Postrouten zu versuchen.

Hülsemann und Schmidt haben die Familie mit Kindern und modernen Laufrädern mitgenommen
# Hülsemann und Schmidt haben die Familie mit Kindern und modernen Laufrädern mitgenommen - die Etappen wurden auf familienfreundliche 40 km gekürzt.
Dennoch fordert die Strecke ihren Tribut
# Dennoch fordert die Strecke ihren Tribut - wer seinen Hintern liebt, der schiebt.
Unterhalten können sich die Beiden nur in Pausen.
# Unterhalten können sich die Beiden nur in Pausen.
Sonst ist der mörderische Lärm der Stahlreifen nicht zu übertönen.
# Sonst ist der mörderische Lärm der Stahlreifen nicht zu übertönen.
Gesichter sagen mehr als 1000 Worte.
# Gesichter sagen mehr als 1000 Worte.

Hülsemann und Schmidt haben sich für ihre Aktion Urlaub genommen, Frau und Kinder in zwei Wohnmobile gepackt und sich auf die Abenteuerreise begeben. An diesem Morgen stehen sie am Freibad in Sarrebourg im östlichen Lothringen. Während die Kinder im Matsch spielen, checken Schmidt und Hülsemann ihre Laufräder. Rasch noch die Messingnabe poliert, die Reibscheibe mit Molybdänsulfid geschmiert und die Transporttaschen gefüllt – schon sind die Laufräder wieder einsatzbereit. Vorgestern mussten sich die beiden Laufradfahrer noch über den Zaberner Berg quälen und die schweren Maschinen durch knöcheltiefen Schlamm schieben. Heute dagegen warten überwiegend asphaltierte Straßen und trittfeste Feldwege auf die zwei Abenteurer. Wer sie irgendwann aus den Augen verliert, muss nur die Ohren spitzen: Die Stahlummantelung der Holzräder macht einen mörderischen Lärm, gerade auf Feldwegen. Die Räder sind so laut, dass sich Hülsemann und Schmidt nur in den Pausen unterhalten können. Davon gibt’s einige – auch unfreiwillig.

„Nach einer Stunde auf dem Sitzbrett tut einem alles weh“, sagt Schmidt, der unter der Nadelstreifenhose längst eine professionelle Rennradhose trägt. Vorsorglich hatte er kurz nach dem Tourstart einen Teil des Rosshaares entfernt, mit dem sein Ledersitz gepolstert ist – damit’s nicht so drückt. Vergebens. An der Rahmenhöhe liegt es nicht. Sie richtet sich, wie heutzutage auch, nach der Schrittlänge. Aussparungen wie in modernen Sätteln bietet der Laufrad-Nachbau indes nicht.

„Straßburg ist für Radfahrer überhaupt ein ideales Pflaster. So gut sind wir nie wieder vorangekommen.“

Mit ihren Laufrädern und dem antiken Outfit wirken Schmidt und Hülsemann wie die Botschafter einer längst vergangenen Zeit. Wo immer sie mit ihren Draisinen durchrumpeln, machen die Passanten große Augen. Viele Autofahrer winken, einige hupen aufmunternd – und alle bewundern das Wagnis, mit solch antikem Gefährt durch die Gegend zu rollen. „Bei der Fahrt durch Straßburg haben uns ganz viele Rennradfahrer angesprochen, uns Mut gemacht und zugerufen, wie toll sie unsere Aktion finden“, berichtet Schmidt. „Straßburg ist für Radfahrer überhaupt ein ideales Pflaster. So gut sind wir nie wieder vorangekommen.“

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# stratmann-0099
Nicht nur die Strecke, auch das Material hat seine Tücken.
# Nicht nur die Strecke, auch das Material hat seine Tücken.
Regelmäßige Schmierung war damals noch wichtiger als heute.
# Regelmäßige Schmierung war damals noch wichtiger als heute.
Aber gegen die alten Sättel ist kein Kraut gewachsen.
# Aber gegen die alten Sättel ist kein Kraut gewachsen.

Ursprünglich wollten die beiden pro Tag zwischen 50 und 70 Kilometer Strecke schaffen. Doch schon die erste Etappe erwies sich als schwierig – sie kamen erst gegen 21.30 Uhr und damit weit nach Einbruch der Dunkelheit bei ihren Familien und Wohnmobilen an. Da das ganze Projekt auch als Familien-Urlaub angelegt ist, verkürzten sie die Etappen auf etwa 40 Kilometer und legten besonders unattraktive Streckenteile im Wohnmobil zurück.

Sicher ist nur, dass die Holzradler damals ohne professionelle Polsterung unter der Stoffhose fuhren.

Der sportliche und historische Wert ihres Unterfangens wird dadurch nicht geschmälert. „Wir wollten beweisen, dass es technisch möglich ist, diese Strecke auf dem Laufrad zurückzulegen“, betonen Hülsemann und Schmidt. Ihr Resümee: „Prinzipiell ist das machbar.“ Schmidt musste übrigens der Grippewelle Tribut zollen und die Tour krankheitsbedingt nach neun Tagen verlassen. Hülsemann blieb gesund und lief durch bis ins Ziel.
Ob die Laufradfahrer anno 1818 nun tatsächlich durchgefahren oder nur Teilstücke abgelaufen sind, bleibt im Dunkeln. Sicher ist nur, dass die Holzradler damals ohne professionelle Polsterung unter der Stoffhose fuhren. Der abendliche Schmerz im Lendenbereich dürfte damit deutlich ausgeprägter gewesen sein als anno 2018…

So feinen Belag gab es 1818 noch nicht.
# So feinen Belag gab es 1818 noch nicht.
Die beiden Fahrer brachten außerdem bereits eine ausgezeichnete Grundkondition mit.
# Die beiden Fahrer brachten außerdem bereits eine ausgezeichnete Grundkondition mit.

Wie die Laufräder entstanden

Zwölf Monate plante und baute Frank Hülsemann nach Originalvorlagen die beiden Laufräder. Unterstützung erhielt er vom Technomuseum Mannheim, Handwerkern (darunter Wagner und Schreiner) und Mitarbeitern des Instituts für Biomechanik der Deutschen Sporthochschule. Die Räder bestehen aus Eschenholz, wiegen jeweils um die 25 Kilo und verfügen über eine mechanische Hinterradbremse – die sich allerdings gerne mit Steinen zusetzt. Den GAU gab’s zwei Tage vor dem Start der Expedition: Bei Hülsemanns Laufrad brach der vordere Hauptträger (heute als Gabel bekannt). Mit zwei massiven Stahlplatten, einigen Schrauben und handwerklichem Geschick war der Bruch aber rasch und dauerhaft repariert.

Über die Fahrer Schmidt und Hülsemann

Dr. Achim Schmidt lehrt am Institut für Natursport und Ökologie der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHK), Dr. Frank Hülsemann ist Chemiker und am Institut für Biochemie der DSHK tätig. Beide sind ehemalige Leistungssportler – Schmidt im Straßenradsport, Hülsemann im Mittelstreckenlauf – und fast jeden Tag sportlich aktiv.

Text: Wolfram Lotze / Fotos: Dennis Stratmann

Cyclo-Cross Meister Marcel Meisen im Interview: „Bei der Weltmeisterschaft in die Top10“

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Marcel Meisen ist frisch gekürter Deutscher Cyclo-Cross Meister – sein siebter Titelgewinn. Wir haben mit dem derzeit auch international erfolgreichsten deutschen CX-Profi über das Rennen in Luckenwalde, die bevorstehende Weltmeisterschaft und die Zukunft des Cyclo-Cross-Sports in Deutschland gesprochen – und zeigen Fotos vom Rennen.

Rennrad-News: Hallo Marcel, herzlichen Glückwunsch erst Mal zum Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Cyclo-Cross. Du hast gestern deinen sechsten Titel im Folge und den siebten insgesamt geholt – freut man sich da noch?

Marcel Meisen: Ja, auf jeden Fall. Es ist immer etwas Besonderes, wenn man das Deutsche Meistertrikot in der Saison tragen kann. Für mich hat es auch eine große Bedeutung, weil es in den internationalen Rennen einen Wiedererkennungswert hat. Ich freue mich immer wieder, wenn ich gewinne. Es kann immer etwas schiefgehen, das einen Sieg vereitelt.

Was machst du heute nach dem Rennen?
Nach dem Interview starte ich direkt zur Trainingsfahrt. Ich gehe ein bis zwei Stunden fahren. Ich mache selten Pausen.

Die Deutsche Meisterschaft fand dieses Jahr in Luckenwalde bei Berlin statt, wie würdest du das Rennen und den Kurs charakterisieren?

Dass es unter den Bedingungen der Pandemie überhaupt einen Veranstalter gibt, der die Mühen auf sich genommen hat, so ein großes Event wie die Radcross DM auf die Beine zu stellen, ist schon beachtlich. Wir müssen froh sein, dass das jemand in die Hand genommen hat. Und es war zudem sehr professionell organisiert. Der Kurs hatte Brücken, Treppen, Startampel und alles, was man von einem Rennen auf dem Niveau erwartet – sogar ein UCI Truck als Wettkampfwagen und für die Zeitmessung war vor Ort.

Diashow: Cyclo-Cross Meister Marcel Meisen im Interview: „Bei der Weltmeisterschaft in die Top10“
220109 03338 by Kuestenbrueck GER Luckenwalde NCh CX ME GeislerJ
„Sorgenfrei in die Kurve fahren."
„Die technischen Passagen waren alle auf Sand.“
Siegerehrung der Frauen
Marcel Meisen wechselte zu Jahresbeginn von Alpecin-Fenix zu Stevens
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Start der Männer Elite zur Deutschen Cyclo-Cross Meisterschaft in Luckenwalde 2022.
# Start der Männer Elite zur Deutschen Cyclo-Cross Meisterschaft in Luckenwalde 2022.

Zum Rennen selbst kann ich offen sagen, dass es für mich jetzt nicht das schwerste Rennen im Jahr war. Das ergibt sich zwangsläufig, wenn nur zwei oder drei Profis mitfahren, die intensiv Cyclo-Cross trainieren. Andere haben sich entschieden, ihre Saison auf das Cape Epic (ein Cross Country MTB-Rennen, Anmerkung der Redaktion) auszurichten.

Der Kurs war einer Deutschen Meisterschaft auf jeden Fall würdig. Die technischen Passagen lagen alle im Sand, hier und da war es ein wenig rutschig, aber nicht übermäßig. Ich habe mich unter diesen Bedingungen für ein mittleres Profil entschieden, was ein wenig auch die „Nummer sicher“ war, lieber etwas sorgenfreier in die Kurve gehen, als das letzte bisschen Speed herausholen, war das Motto. Insgesamt war der Kurs sehr kurvig und schmal – für ein internationales Fahrerfeld wäre der Parcours wohl zu schmal gewesen.

„Die technischen Passagen waren alle auf Sand.“
# „Die technischen Passagen waren alle auf Sand.“
„Sorgenfrei in die Kurve fahren."
# „Sorgenfrei in die Kurve fahren."
Marcel Meisen wechselte zu Jahresbeginn von Alpecin-Fenix zu Stevens
# Marcel Meisen wechselte zu Jahresbeginn von Alpecin-Fenix zu Stevens - statt Canyon Inflite fährt er jetzt Stevens Super Prestige.

Du hast zum Jahreswechsel zum Stevens Racing Team gewechselt und bist mitten in der Saison auf ein neues Rad umgestiegen – ist das ein nahtloser Übergang oder bedeutet es eine große Umstellung, Wout van Aert durfte ja beispielsweise letztes Jahr sein altes Bike weiterfahren?

Es ist zwar nicht perfekt, während der Saison das Rad zu wechseln, aber ich habe mich sehr schnell an das Stevens Super Prestige gewöhnt, ich bin vor der DM zweimal damit Rennengefahren und habe eins gewonnen – ich bin ja in der Vergangenheit auch schon Stevens gefahren.

Was wiegt dein Arbeitsgerät?

Ich meine, so, wie ich es jetzt gefahren bin, 7,4 kg, das ist schon leicht für ein Cyclocross-Bike mit Disc.

Noch 11-fach oder schon 12-fach?
11-fach Shimano Dura Ace Di2 – das werde ich auch noch bis zum Ende der Saison fahren. Selbst wenn ich jetzt vor einem Monat eine 12-fach Gruppe bekommen hätte, würde ich die neue Technik erst einmal ausgiebig testen, bevor ich damit alle Rennen an allen Bikes fahre. Ich glaube, das handhaben die Meisten derzeit so.

In Belgien und den Niederlanden hat Cyclo-Cross so viele Fans wie Fußball. Die Deutsche Meisterschaft wurde nicht im TV übertragen. Immerhin gab in dieser Saison bereits Streams auf YouTube vom Rival Cross in Düsseldorf und München. Wie siehst du die Zukunft des CX-Sports in Deutschland?

Natürlich finde ich es schade, dass es ausgerechnet von der Deutschen Meisterschaft keinen Stream gab, bewegte Bilder spielen eine große Rolle, um den Sport populärer zu machen. Da hat wohl auch die Vorbereitungszeit gefehlt.

„Für die WM ist mein Ziel, in die Top10 zu fahren.“
# „Für die WM ist mein Ziel, in die Top10 zu fahren.“

Ich sehe aber, dass Cross auch in Deutschland immer beliebter wird. Man sieht immer mehr bekannte Profi-Fahrer, die Lust haben Cyclo-Cross zu fahren. Max Walscheid zum Beispiel hat sich ein Crossrad geholt, Heinrich Haussler ist ein echter Cross-Liebhaber und auch immer mehr Amateure entdecken es als Wintertraining wieder – warum nicht Rennen im Winter fahren? Ich bin mir sicher: Sobald es für die Veranstalter wieder mehr Planungssicherheit gibt, werden auch noch einmal mehr Rennen im Kalender hinzu kommen. Man hat ja beim NRW Cyclo Cross Cup in dieser Saison schon gesehen, dass es mehr Rennen geworden sind.

Nur noch wenige Wochen bis zur Cyclo-Cross Weltmeisterschaft in Fayetteville, USA. Welche Chancen rechnest du dir dort aus?

Für die WM ist mein Ziel, in die Top10 zu fahren und das ist auch im Bereich des Möglichen. Zwar sind jetzt einige neue sehr gute junge Fahrer dazu gekommen, aber ich denke, das geht. Auf der Weltrangliste bin ich schon gut platziert (Platz 16 aktuell, Anmerkung der Redaktion). Wir sind die Strecke ja schon im Weltcup gefahren, das Profil ist schon schwer. Es könnte auch matschig werden, was mir noch mehr entgegen käme. Aber viel hängt vom Wetter ab, es können dort minus fünf Grad oder plus 20 Grad sein, das ist ziemlich unberechenbar. Es wird spannend.

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# 220109 03338 by Kuestenbrueck GER Luckenwalde NCh CX ME GeislerJ
Siegererhrung der Männer Elite
# Siegererhrung der Männer Elite - mit Jannick Geisler, Marcel Meisen, Yannick Gruner (von links).
Siegerehrung der Frauen
# Siegerehrung der Frauen - mit Lisa Heckmann, Elisabeth Brandau, Stefanie Paul auf dem Podium sowie Larissa Luttuschka, Katharina Hinz und Cordula Neudörffer (von links).

Danke für das Gespräch.

Wie seht ihr den Cyclo-Cross Sport in Deutschland?

Gespräch: Jan Gathmann / Fotos: Stevens/Armin M. Küstenbrück

50.000 Radkilometer im Jahr: Sie fuhr weiter als die Profis!

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Kateřina Rusá, eine Hobbyradfahrerin Mitte dreißig, fährt doppelt so viele Radkilometer wie viele ihrer Rennrad-Profi-Kolleginnen. In 2021 legte die Tschechin 50.000 Kilometer zurück.

Viele Rennradfahrer*innen dokumentieren ihre Trainingsfahrten in der globalen Sport-App Strava – und am Jahresende werden die Kilometer bilanziert. Die 10.000 gilt als magische Marke. Fünf Mal so viel Kilometer hat die Tschechin Kateřina Rusá, eine Hobbyradfahrerin Mitte dreißig, im Jahr 2021 zurückgelegt: Über 50.000 Kilometer sammelte sie in ihrem Profil auf Strava an.

„Kat Secteur“ war bei jedem Wetter unterwegs
# „Kat Secteur“ war bei jedem Wetter unterwegs - rund 1.000 km in der Woche saß sie im Sattel.
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Damit legt „Kat Secteur“, wie sie sich auf Strava nennt, auch deutlich mehr Kilometer zurück als die meisten Frauen im Profi-Peloton. So fuhr etwa die niederländische Rennfahrerin Annemiek van Vleuten, die als besonders fleißige Kilometersammlerin bekannt ist, zuletzt 30.352 km. Das sicherte ihr den ersten Platz im Jahreskilometer-Ranking der Rennfahrerinnen auf Strava. Die Zweitplatzierte, die Italienerin Erica Magnaldi vom Team Ceratizit, fuhr im vergangenen Jahr 25.471 km.

Auf die außergewöhnliche Leistung von Kateřina Rusá machte jetzt der tschechische Custom-Rennradhersteller Festka per Pressemitteilung aufmerksam. Im Interview mit dem Hersteller rechnet Kateřina vor, dass sie 2021 ein Drittel ihrer Wachzeit im Sattel verbracht hat. Sie saß 2.000 Stunden im Sattel und legte das ganze Jahr über durchschnittlich 1.000 Kilometer pro Woche zurück, unabhängig vom Wetter. Dabei arbeitet sie in einem Vollzeitjob! Die Gesamthöhenmeter ihrer Fahrten entsprechen der achtunddreißigfachen Besteigung des Mount Everest.

Beeindruckende Zahlen
# Beeindruckende Zahlen - vor allem, wenn man bedenkt, dass sie neben der Vollzeitarbeit entstanden.

Habt ihr schon ein Kilometerziel für 2022 bei Strava eingetragen oder euch eine bestimmte Leistung vorgenommen?

Text: Jan Gathmann / Fotos: Festka

Volle Konzentration auf die Straße: Van der Poel fährt 2022 kein Mountainbike

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Gegenüber einem niederländischen Nachrichtenportal hat Mathieu van der Poel angegeben, in diesem Jahr keine MTB-Rennen mehr bestreiten zu wollen. Stattdessen möchte sich das Allround-Talent voll auf die Straßensaison konzentrieren. Erst 2023 möchte er rechtzeitig für die Qualifikation der Olypmischen Spiele in Paris sein MTB-Comeback feiern.

Grund für die MTB-Pause ist der eng bepackte Straßen-Kalender des Niederländers Van der Poel. Aktuell nimmt er am Giro d’Italia teil, später im Jahr stehen die Tour de France und die Straßenweltmeisterschaft auf dem Programm. Nach dem Sturz-Desaster bei den vergangenen Olympischen Spielen in Tokio (alles zum Van der Poel-Sturz in Tokio) ist er 2024 in Paris jedoch auf Revanche aus. Deshalb soll es im kommenden Jahr wieder aufs Mountainbike gehen, um so rechtzeitig die Olympia-Qualifikation zu schaffen.

Für die Qualifikation zählen nur die Ergebnisse der letzten 12 Monate, sodass die mit dem Team Alpecin-Fenix beschlossene Pause keinen Einfluss darauf hat. 2023 wird sich Mathieu van der Poel allerdings im XC World Cup nach vorne kämpfen müssen. Um hier teilzunehmen oder sogar eine gute Startposition zu ergattern, braucht es nämlich World Cup-Punkte. Helfen könnte ihm dabei eine neue Regelung, nach der Fahrer, die in einer anderen UCI-Disziplin in den Top 10 sind – für den Niederländer Cyclocross oder Straßen-Radsport –, zwischen den Plätzen 33 und 40 starten dürfen.

Was sagst du zur Mathieu van der Poels Pause im MTB-Sport?

Jonas Deichmann im Interview: „Dieses Jahr bin ich immer noch müde“

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Jonas‘ Deichmanns Film „Das Limit bin nur ich“ kommt gerade in die Kinos. Er gibt Einblicke in die guten und schlechten Momente, die der Extremsportler bei seinem Triathlon um die Welt erlebte. Wir haben die Dokumentation schon gesehen und uns mit Jonas für ein Interview zusammen gesetzt – viel Spaß mit weiteren Einblicken in diese irre Leistung!

Interview

Rennrad-News.de: Jonas, Du hast einen epischen Triathlon um die Welt hinter Dir. Wie verändert bist Du nach 14 Monaten Triathlon-Abenteuer zurück nach Deutschland gekommen?

Jonas Deichmann: Einerseits bin ich als Fahrradfahrer los und jetzt mehr als ein Radfahrer: Ich bin 460 km geschwommen, obwohl ich kein Schwimmer war, und 120 Marathons gelaufen; einfach weil’s geht! Das ist Kopfsache. Das gibt mir viel Zuversicht und Motivation für zukünftige Projekte. Fahrradfahren wird immer meine Lieblingsdisziplin sein, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, auch noch andere Dinge zu machen. In der Langdistanz geht’s ums Durchhalten!

Kraulen mit Floß im Salzwasser bei Gegenwind.
# Kraulen mit Floß im Salzwasser bei Gegenwind. - Nicht schlecht, dafür dass Jonas "kein Schwimmer" ist. Bild: Jonas Deichmann.

Wie geht das: Kein Schwimmer sein, und dann 460 km im Meer schwimmen?

Ich war tatsächlich schlecht vorbereitet. Natürlich habe ich vorher trainiert (hier findet ihr ein Video zu Jonas‘ Trockentraining in der Pandemie-Zeit), habe dann den Test gemacht und bin der Länge nach durch den Bodensee geschwommen, mit Floß. Aber die Adria ist was anderes als der Bodensee!

Wieso, den nennt man doch auch „das Schwäbische Meer“?

Jaaa, aber ohne Salzwasser, Strömung und Wellen ist das schon was anderes. Jedenfalls bin ich von Tag 1 bis 54 im Wasser circa 25 % schneller geworden. Das liegt nicht daran, dass ich so ein guter Schwimmer geworden bin, sondern daran, dass ich sehr tief gestartet bin.

Diashow: Jonas Deichmann im Interview: „Dieses Jahr bin ich immer noch müde“
Sieht malerisch aus, ist aber harte Arbeit.
Polizei-Eskorte und Motivation ohne Ende...
Die Hitze machte in Mexiko irgendwann die Regeneration im Zelt unmöglich.
Sieht eigentlich ganz einfach aus
Während der 54 Tage Schwimmen konnte Jonas seine Geschwindigkeit um 25 % steigern.
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Während der 54 Tage Schwimmen konnte Jonas seine Geschwindigkeit um 25 % steigern.
# Während der 54 Tage Schwimmen konnte Jonas seine Geschwindigkeit um 25 % steigern. - nach eigener Aussage ein Beleg dafür, wie schlecht er am Anfang geschwommen ist. Foto: Markus Weinberg

Was so ein Triathlon um die Welt alles mit sich bringt
# Was so ein Triathlon um die Welt alles mit sich bringt - eigene Kino-Tour und Bestseller hatte Jonas vorher, trotz diverser Weltrekorde, noch nicht im Sortiment. Bild: DOK.Fest
Wegen ihm sind diese Leute hier
# Wegen ihm sind diese Leute hier - Jonas Deichmann bei der Premiere im Deutschen Theater. Bild: DOK.Fest

Vermutlich hat sich aber auch abseits des Sports einiges für Dich verändert, oder?

Andererseits hat sich mein Leben enorm verändert. Als ich losgefahren bin, hat mich mein Vater in Teilzeit gemanaged, mittlerweile ist ein Spiegel-Bestseller raus, ein Kinofilm, und wir kommen da kaum noch hinterher!

Am Anfang des Films sagst Du: Es gibt Leistungssportler, die vor etwas weglaufen, und es gibt welche, die auf etwas hin laufen. Worauf läufst Du hin?

Erlebnisse! Darum geht’s mir. Wenn ich Abenteuer mache, dann weiß ich: Irgendwas Tolles, unvorhergesehenes wird passieren. Ob das Begegnungen oder Naturerlebnisse sind – ich komme mit tollen Erinnerungen zurück.

Das heißt: Du wirst nie an dem einen Ziel ankommen, Du kannst ständig Neues erreichen?

Natürlich habe ich ein großes Ziel, und das ist auch wichtig! Die Welt zu umrunden, das motiviert, dafür kämpfe ich. Aber das eigentliche Ziel ist der Weg dahin: die Reise, die Erlebnisse, die ich auf dem Weg mache.

In Mexico hat sich ein richtiger Hype um Dich entwickelt und ein paar Gefühle waren auch im Spiel – waren das die schönsten Momente der Tour?

Mexico ist herausgestochen, und da gab es viele tolle Momente. Die Hündin, La Cocetta, die 3 Tage mit mir mitgelaufen ist. Oder Momente, wo Polizisten mit Maschinengewehr im Anschlag neben mir herrennen… das kann man sich nicht vorstellen, das wird man nie vergessen!

Machen viele unglaubliche Situationen nachher den Reiz des Abenteuers aus?

Ein Abenteuer kann natürlich auch vor der Haustür stattfinden – aber es muss ein bisschen eine Reise ins Ungewisse sein. Ich gehe los und weiß nicht, was passieren wird.

Klingt schön – aber im Film fluchst Du auch ganz schön häufig. Was war das anstrengendste, unschönste Erlebnis der Tour?

Mir war immer klar, dass harte Momente auch dazu gehören. Aber trotzdem bin ich ja auch in den harten Momenten dabei, meinen großen Traum zu verwirklichen. Die härtesten Momente für mich waren Bürokratie-bedingt. In der Türkei festzusitzen und kein Visum zu bekommen. Oder in der Ukraine auf den Pass zu warten, nicht nach Russland einreisen zu können… Wenn ich auf dem Fahrrad nicht vorankomme, ok, liegt an mir. Aber wenn es nicht in meiner Macht liegt, das ist für mich das härteste.

Bei Sonne mit Rückenwind dahin rollen wäre ja langweilig für die Zuschauer!
# Bei Sonne mit Rückenwind dahin rollen wäre ja langweilig für die Zuschauer! - Foto: Markus Weinberg

Polizei-Eskorte und Motivation ohne Ende...
# Polizei-Eskorte und Motivation ohne Ende... - Foto: Markus Weinberg
... in Mexiko war "Der Deutsche Forrest Gump" nicht lange allein.
# ... in Mexiko war "Der Deutsche Forrest Gump" nicht lange allein. - Foto: Markus Weinberg

Und welche sportliche Herausforderung war die größte?

Die drei Disziplinen sind natürlich komplett unterschiedlich. Radeln ist prinzipiell die mit Abstand leichteste Disziplin, vom russischen Winter mal abgesehen. Laufen ist für den Körper das härteste, diese Dauerbelastung. Für mich war aber Schwimmen das härteste, das muss ich nicht unbedingt nochmal machen. Körperliche Beschwerden durch das Salzwasser, die Logistik außenrum,… Du bist dauernd hungrig oder hast Durst.

Und ich singe auch gern auf dem Fahrrad.

Selbst kleine Bugwellen bremsen extrem, und man ist super unflexibel einen Schlafplatz zu finden, weil der Bewegungsradius so klein ist. Es hat einen Grund, warum Swim-packing (Mehrtages-Schwimmtouren mit Gepäck, Anm. d. Red.) noch keinen großen Durchbruch hatte!

Im Film sieht man, wie Du Dir an Deinem Geburtstag ziemlich einsam ein paar russische Kekse aus dem Supermarkt „gönnst“. Wie gehst Du mit der Einsamkeit auf einer so langen Tour um?

Die längste Zeit ohne Begleitung waren 6 Wochen, sonst hatte ich ja immer wieder Begleitung von Kamerateam und Co. Ich bin aber auch gern allein unterwegs. Naturerlebnis kann man auch allein genießen. Und ich singe auch gern auf dem Fahrrad.

Was singst du dann?
Auf dem Fahrrad singe ich sehr gerne die Musik aus Forrest Gump und allgemein gern amerikanische Musiktitel, die ein bisschen älter ist, aber eigentlich quer durch. Zum Hören auf dem Fahrrad, gefällt mir auch größtenteils Musik aus den 80ern, das ist für mich so ein Freiheitsgefühl.

Während Du jeden Tag Höchstleistung gebracht hast, hast Du „ganz nebenbei“ auch noch Social Media bedient. Wie ließ sich das in den Tag integrieren?

Ich bin in der sehr glücklichen Position, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Für mich gäbe es keinen besseren Job, als Profi-Abenteurer. Das Filmen, Social Media Posts und so weiter, mache ich gern – es gibt aber auch Momente, wo das schwierig ist. Der Regisseur und die Filmcrew haben immer gesagt: Jonas, je schlechter es Dir geht, desto interessanter ist das für den Film, und desto glücklicher sind wir.

Wenn ich locker bei Sonne und Rückenwind durch die Ebene radel: Das interessiert niemanden!

Weil es genau darum geht. Wenn ich locker bei Sonne und Rückenwind durch die Ebene radel: Das interessiert niemanden! Interessant wird es, wenn ich eine Herausforderung habe. Im Schneesturm zu filmen, oder wenn ich eine Lebensmittelvergiftung habe, dann kostet das ganz schön Überwindung.

Hast Du denn wirklich neben dem Spitzensport auch noch abends Dein Instagram bespielt?

Ja. Wobei sich das auch im Lauf der Reise geändert hat, inzwischen kann ich Nachrichten nicht mehr beantworten. Ich bin mit 20.000 Followern losgefahren und jetzt bin ich bei 130.000!

Vor dem Triathlon sind Dir beim Radfahren ja „ein bisschen die Ziele ausgegangen“. Wie kann man diesen Triathlon um die Welt noch toppen?

Es geht mir nicht um „schneller, weiter, höher“. Mir geht’s um Erlebnisse und darum, mich selbst zu challengen. Meine eigenen Rekorde nochmal schneller zu machen, das reizt mich absolut Null. Neue Erlebnisse, neue Erfahrungen, auf jeden Fall! Und die können auch sehr schwer werden. Das nächste Projekt geht wieder um die Welt, es hat so noch niemand gemacht – aber alles andere ist noch streng geheim.

Eine Weltumrundung komplett aus eigener Kraft steht auf meiner Agenda. Aktuell ist aber nicht der richtige Zeitpunkt.

Das heißt Du holst die Weltumrundung ohne Motorkraft noch nach?

Eine Weltumrundung komplett aus eigener Kraft steht auf meiner Agenda. Aktuell ist aber nicht der richtige Zeitpunkt. Aktuell ist das politisch gesehen möglicherweise gar nicht möglich. Solange die Situation in Russland so ist, warte ich erst einmal ab. Aber der Traum bleibt, und das werde ich irgendwann angehen.

Wann startest Du denn ins nächste Abenteuer?

Ende nächsten Jahres. Dieses Jahr bin ich immer noch müde, ruhe mich noch aus und halte noch viele Vorträge. Nächstes Jahr wird dann wieder trainiert, und Ende 2023 geht’s wieder los!

Jonas, vielen Dank fürs Gespräch und alles Gute für die nächsten Abenteuer!

Die Hitze machte in Mexiko irgendwann die Regeneration im Zelt unmöglich.
# Die Hitze machte in Mexiko irgendwann die Regeneration im Zelt unmöglich. - Bild: Ravir

Nachdem er 7 Monate nicht gelaufen war, legte Jonas direkt mit den Marathons los; reihte 120 Stück aneinander.
# Nachdem er 7 Monate nicht gelaufen war, legte Jonas direkt mit den Marathons los; reihte 120 Stück aneinander. - Foto: Markus Weinberg
Sieht malerisch aus, ist aber harte Arbeit.
# Sieht malerisch aus, ist aber harte Arbeit. - Foto: Markus Weinberg

Sieht eigentlich ganz einfach aus
# Sieht eigentlich ganz einfach aus - von den Schlenkern und den Dimensionen mal abgesehen.

Das gehört jetzt zum Alltag: Mit der Berühmtheit gehen Pflichten einher
# Das gehört jetzt zum Alltag: Mit der Berühmtheit gehen Pflichten einher - aber die Zeit nimmt er sich gern. Bild: DOK.Fest
Dieses Jahr wird ausgeruht und viel geredet
# Dieses Jahr wird ausgeruht und viel geredet - in manchen Wochen hält Jonas Deichmann nun bis zu 7 Vorträge. Bild: DOK.Fest

Die Kombination passt!
# Die Kombination passt! - Markus Weinberg, der Regisseur und Filmer, war ein Drittel des Triathlons dabei - und zwar die meiste Zeit sogar aus eigener Kraft auf dem Fahrrad! Bild: DOK.Fest

„Das Limit bin nur ich!“ – der Film

Im Interview ist es schon mehrmals angeklungen: Ganz nebenbei wurde auch noch fleißig gefilmt. Wir haben das Ergebnis gesehen und können sagen: Beeindruckend. Wer gehofft hat, durch 1:35 Stunden Dokumentation würde es leichter verständlich, wie Jonas Deichmann zu dieser Leistung in der Lage ist, wird enttäuscht – denn je mehr Einblicke in die Tour man erhält, desto mehr imponiert die Aktion. Genau deshalb ist der Film sehenswert!

Der Film zeigt dabei sehr menschlich und greifbar, welche Hürden sich beim Triathlon um die Welt ergeben – und wie sie überwinden wurden. Der Schlüssel ist dabei Jonas‘ unbedingter Wille, was als Antwort auf die Frage nach dem „Wie?!“ schon fast zu einfach erscheint. Doch den Beweis, dass Jonas Deichmann tatsächlich so bedingungslos abgeklärt ist, den erbringt er mit jedem Kilometer seiner Tour.

Trailer

Die Premierentour ist ab sofort in Deutschland unterwegs, ab 19.05.22. kommt der Film ins Kino. Wer wissen will, was ihn erwartet, der findet ganz viele Einblicke auch auf der Website zum Film.

Film-Termine und Vorträge mit Jonas Deichmann

Hamburg
Film-Event: Sonntag, 15. Mai – 16:45 und 20:00 Uhr, Zeise Kinos, Empfang mit Live Filmmusik 19 Uhr im Kino Foyer
Speaker-Event: Sonntag, 5. Juni – 19:30 Uhr, Friedrich-Ebert-Halle

Community Run Köln
Community-Run:, Donnerstag, 12. Mai – 18 Uhr, Eckdaten: 6:00er pace; 12 Km, in Kooperation mit RYZON
Film-Event: Donnerstag, 12. Mai – 20.45 und 21:15 Uhr – Rex, Empfang 19:30 Uhr im Kino Foyer
Speaker-Event: Dienstag, 24. Mai – 19:30 Uhr, Sartory Säle

Berlin
Film-Event: Dienstag, 10. Mai – 17:00 und 20:00 Uhr, Zoopalast, Empfang Live Filmmusik 19 Uhr im Kino Foyer
Speaker-Event: Freitag, 27. Mai – 19:30 Uhr, Urania Berlin

Erfurt
Filmevent: Sonntag, 11. Mai – 20:00 Uhr, Cinestar

Aachen
Filmevent: Freitag, 13. Mai – 21:30 Uhr, Cineplex

Münster
Filmevent: Samstag, 14. Mai – 18:00 Uhr, Cineplex
Get together: ab 21 Uhr im LuMiná Restaurant, Hafenplatz 6, 48155 Münster

Stuttgart
Speaker-Event: Dienstag, 31. Mai – 19:30 Uhr, Liederhalle

Frankfurt am Main
Speaker-Event: Sonntag, 22. Mai – 19:30 Uhr, Universität

Nürnberg
Speaker-Event Donnerstag, 2. Juni – 19:30 Uhr, Meistersingerhalle

Freiburg im Breisgau
Speaker-Event: Dienstag, 07. Juni – 19:30 Uhr, Bürgerhaus Seepark

Wer von Euch hat Lust, sich das Abenteuer bequem aus dem Kinosessel anzuschauen oder zu einem der Vorträge zu gehen?

Interview – Marion Dziwniks über Badlands : „Das wären neun Pizzen pro Tag!““

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Das Badlands Gravel Rennen gilt mit 785 km und knapp 15.000 Hm als eines der härtesten self supported Ultra-Endurance-Events. Marion Dziwniks hat bereits einmal gewonnen und verfehlte jetzt – das Rennen ging vorgestern zu Ende – das Podium nur knapp. Ihren exklusiven Rennbericht hat sie uns direkt aus Spanien mitgebracht und noch ein paar Fragen zu ihrer Vorbereitung und ihrem Bike beantwortet.

Rennrad-News: Marion, du hast es geschafft! Wie wars?

Marion: Nachts um 3:30 angekommen nach 67 Stunden 41 Minuten – also ungefähr 12 Stunden schneller als letztes Jahr, absolut großartig. Es lief so viel besser. Ich bin zwar unter den Frauen „nur“ Fünfte geworden, aber dieses Jahr gab es wirklich krasse Konkurrenz. Insgesamt bin ich als 27. ins Ziel gekommen.

Diashow: Interview – Marion Dziwniks über Badlands : „Das wären neun Pizzen pro Tag!“ “
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...und den Rest Schlaf und Pause."
„20 Stunden Radzeit...
Marion verbrennt 8.000 bis 9.000 Kalorien pro Tag.
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Marion Dziwniks hat die 785 km des Badlands 2022 in rund  68 Stunden geschafft
# Marion Dziwniks hat die 785 km des Badlands 2022 in rund 68 Stunden geschafft - 12 Stunden schneller als letztes Jahr, aber diesmal reichte die Zeit nicht für den ersten Platz bei den Frauen.

Der erste Tag hat schon super angefangen, ich war gut drauf und das Wetter war viel besser als letztes Jahr. Diesmal hatte es maximal 25 Grad, letztes Jahr hatten wir teilweise um die 40 Grad. Durchschnittlich war ich ungefähr 2 km/h schneller und bin grundsätzlich super effizient gefahren, habe nur kurze Pausen gemacht und mich Stück für Stück im Feld vorgearbeitet. Ich bin die meiste Zeit in der Nähe von Luisa (Luisa Werner) und Christiana (Christiana Tamburini) gefahren, Lael (Lael Wilcox, Profi-Ultradistanz-Fahrerin) und Cyntia (Cyntia Frazier) sind vorne weggedampft mit schärferem Tempo.

Am ersten Tag habe ich es bis nach Gor geschafft, Kilometer 265. Das ist der letzte Stop vor der Sierra de los Vilabres, Wüste ohne Zivilisation und nirgends die Möglichkeit, Wasser aufzufüllen.

Am ersten Tag habe ich es bis nach Gor geschafft, Kilometer 265. Das ist der letzte Stop vor der Sierra de los Vilabres, Wüste ohne Zivilisation und nirgends die Möglichkeit, Wasser aufzufüllen. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, vorher kurz zu schlafen, damit ich frisch und motiviert in diesen Abschnitt reingehe und meine Nachtfahrt nicht so lang ist. Es ist keine gute Idee, in der Sierra zu schlafen – es geht erstmal 1000 Hm hoch und auf insgesamt 2000 Hm ist es nachts unfassbar kalt. Der Plan war zwei Stunden zu schlafen, aber schon nach einer Stunde war ich wieder wach und hab mich fit genug gefühlt, um weiterzufahren.

Witzig war, dass ich die Strecken, die ich letztes Jahr nur im Dunkeln gesehen habe, diesmal im Hellen gefahren bin und andersrum. Das war cool, weil ich wusste, dass es fahrtechnisch eine nicht allzu harte Nacht wird.

„Witzig war, dass ich die Strecken, die ich letztes Jahr nur im Dunkeln gesehen habe, diesmal im Hellen gefahren bin.“
# „Witzig war, dass ich die Strecken, die ich letztes Jahr nur im Dunkeln gesehen habe, diesmal im Hellen gefahren bin.“

Mittags bin ich in Gérgal angekommen. Christiana und Luisa waren mir immer dicht auf den Fersen, vor uns weiterhin nur die beiden Ausreißerinnen. Kurz vor dem Desierto de Tabernas, bei etwa der Hälfte der Gesamtstrecke, haben wir alle drei eine Pause gemacht.

Ich hatte auf dem Höhenprofil nur gesehen, dass es flach ist und mir das Ziel gesetzt, es noch bis zum Strand zu schaffen. Ich dachte, da heize ich einfach durch, aber dieses Stück ist durchgehend so richtig hässlicher, tiefer Kies-Sand, der zum Teil unfahrbar ist.

Letztes Jahr hatte ich in Tabernas meinen absoluten Tiefpunkt. Es war dunkel, ich hatte auf dem Höhenprofil nur gesehen, dass es flach ist und mir das Ziel gesetzt, es noch bis zum Strand zu schaffen. Ich dachte, da heize ich einfach durch, aber dieses Stück ist durchgehend so richtig hässlicher, tiefer Kies-Sand, der zum Teil unfahrbar ist, jedenfalls für mich.

Und der Abschnitt ist auch richtig lang, gefühlt 10 km. Dementsprechend langsam war ich. Dieses Jahr war ich wenigstens schon darauf eingestellt. Ich hatte die Hoffnung, dass ich bei Tageslicht besser zurechtkomme, dem war aber leider nicht so – es war wieder richtig beschissen und ich habe ziemlich geflucht. Aber immerhin wusste ich, was mich erwartet und dass ich da irgendwie durchkommen werde. Am Abend von Tag zwei erreichte ich dann San José.

„20 Stunden Radzeit...
# „20 Stunden Radzeit...
...und den Rest Schlaf und Pause."
# ...und den Rest Schlaf und Pause."

Diesmal hatte ich ziemlich genau drei Etappen, die ungefähr gleich hart waren. Mein Plan ist sehr gut aufgegangen, ich hatte immer so 20 Stunden Radzeit und den Rest Schlaf und Pause. In San José habe ich dann die Gelegenheit genutzt und eine Steckdose gesucht, um alle meine Geräte wieder aufzuladen und mir in dieser Nacht drei Stunden Schlaf gegönnt, weil ich gemerkt habe, dass die eine Stunde von der letzten Nacht nicht gereicht hatte.

Von der Müdigkeit her war es ok.

Von der Müdigkeit her war es ok – ich hatte die Wochen davor supergut geschlafen und habe mir, glaube ich, so eine Art Schlaf-Puffer aufgebaut – aber mein Körper hat sich in dieser einen Stunde gefühlt nicht richtig erholt. Alles hat wehgetan und das habe ich am zweiten Tag richtig zu spüren bekommen. Und da ich wusste, dass die dritte Etappe nochmal richtig hart wird, musste ich so fit wie möglich da reingehen.

Deutlich erholter ging es weiter nach Almeria. Allerdings offenbarte der Blick auf mein Handy schlechte Neuigkeiten: In der Nacht hatten mich drei Frauen überholt. Sophie Jail, die anscheinend in dieser Nacht nicht geschlafen hatte, sowieso Christiana und Luisa, die weniger geschlafen hatten. Christiana und Luisa waren aber nur kurz vor mir und nach dem ersten Stop hatte ich die beiden eingeholt und war die erste auf dem Anstieg hoch nach Almeria. Doch Luisa tauchte schnell wieder auf, da sie offensichtlich sehr gute Beine an dem Tag hatte.

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# Badlands Marion 00018
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# Badlands Marion 00045

Wir sind eine Weile zusammengefahren, doch irgendwann ist sie los und ich musste mich bremsen, nicht mitzuziehen, weil ich wusste, dass es noch richtig hart werden wird. Ich bin eine effiziente Fahrerin und Luisa eine schnelle, deswegen dachte ich, ich könnte sie noch einholen, doch leider habe ich sie nicht mehr gekriegt.

Ich bin am letzten Tag ganz schön eingebrochen, die Müdigkeit hat mich heftig eingeholt, sodass ich mit Sekundenschlaf zu kämpfen hatte und wollte einfach nur durchkommen. Ich hatte immer als Ziel meine Zeit vom letzten Jahr zu unterbieten und ich wusste schon, dass ich das locker schaffen werde.

Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis super happy. Ich bin glücklich darüber, wie gut alles gelaufen ist. Ich wollte vor allem nicht mehr die Fehler machen, die ich letztes Jahr gemacht habe. Ich hatte so viele Probleme mit dem Schlafplatzfinden, mit dem Essen und Trinken und das hatte ich alles diesmal gar nicht. Ich habe mich bestens verpflegt, habe mich kein einziges Mal schwach gefühlt, hab immer genug getrunken, immer einen passenden Schlafplatz gefunden.

Ich ärgere mich immer noch ein bisschen, dass ich den Zug der anderen Frauen am Ende verpasst habe. Aber spätestens auf dem letzten Drittel wäre ich dann wahrscheinlich so richtig eingebrochen und hätte am Gesamtergebnis gar nichts geändert.


Direkt nach der Zieleinfahrt war ich dennoch erstmal ziemlich deprimiert, weil ich bis zum Ende mit Sekundenschlaf zu kämpfen hatte und das war die Hölle. In den vier Stunden bis zum Ziel habe ich nur gedacht, dass ich das nie wieder mache und dass es die beschissenste Idee meines Lebens war, Badlands wieder mitzufahren, so heftig war das für mich. Das hat meine Freude über diese gute Zeit erstmal gedämpft.

Gerade denke ich aber, dass dieses Fahren unter Schlafentzug zu krass ist und dass es vielleicht sogar mein letztes Rennen war, wo man über Nacht fahren muss, weil es mich so fertig gemacht hat.

Jetzt kommt es so nach und nach und es kann sein, dass sich meine Stimmung in den nächsten Tagen nochmal ändert. Gerade denke ich aber, dass dieses Fahren unter Schlafentzug zu krass ist und dass es vielleicht sogar mein letztes Rennen war, wo man über Nacht fahren muss, weil es mich so fertig gemacht hat. Wenn man ganz vorne mitfahren will bei solchen Rennen, da musst du alles mitbringen, auch bei den Frauen ist das Niveau so enorm gestiegen. Du musst effizient fahren, konstant fahren, schnell fahren und dann darfst du auch nicht schlafen, das gehört einfach aktuell dazu. Wenn das die Schraube ist, an der ich drehen muss, dann bin ich raus. So sehe ich das gerade.

Marion verbrennt 8.000 bis 9.000 Kalorien pro Tag.
# Marion verbrennt 8.000 bis 9.000 Kalorien pro Tag.

Einen Tag später haben wir nochmal mit Marion telefoniert und sie gefragt, ob sie das immer noch so sieht.

Ich bin zufrieden mit meiner Leistung, aber prinzipiell würde ich schon gern weiter vorn mitfahren bei solchen Rennen… und ich glaube, dass der Preis dafür mir zu hoch ist.

Wieso standest du nach deinem Sieg 2021 dieses Jahr wieder an der Startlinie?

Ich habe letztes Jahr einige Fehler gemacht und mir gedacht: „Das geht auf jeden Fall besser.“ Dadurch, dass ich zum ersten Mal ein Rennen gefahren bin, bei dem ich über Nacht fahren und auch draußen schlafen musste, habe ich viele Dinge quasi während des Rennens lernen müssen.

Am letzten Tag zum Beispiel war ich super ineffizient, weil ich das Ziel vor Augen hatte und die letzten 50 Kilometer ohne zu schlafen durchdrücken wollte. Aber es ging halt nur bergauf, das Gelände ist sehr unwegsam, man ist irre langsam und braucht für die letzten 50 Kilometer mindestens fünf Stunden oder sogar länger.

Das Rennen war überhart, auch weil ich so viele Fehler gemacht habe. Deswegen wollte ich das Rennen einfach gerne noch mal bewusster fahren.

Das Rennen war überhart, auch weil ich so viele Fehler gemacht habe. Deswegen wollte ich das Rennen einfach gerne noch mal bewusster fahren, und zwar in dem Sinn, dass ich weiß, worauf ich mich einlasse. Ich wollte zwar auch schneller sein als letztes Jahr, aber nicht, indem ich härter fahre und drücke, sondern weil ich effizienter geworden bin und weniger Fehler mache.

Was wolltest du dieses Jahr denn gerne konkret optimieren?

Ich dachte mir letztes Jahr vor dem Start, dass ich bestimmt gut in der Natur weit weg von der Zivilisation schlafe, wo ich meine Ruhe und weichen Boden habe. Das war im Endeffekt gar nicht so. Ich habe gemerkt, dass das mit dem Schlafen nicht geht, habe mein Schlaflager zusammengepackt und bin weitergefahren, bis ich zu ein paar einsamen Häusern gekommen bin. Da habe ich dann auf Asphalt geschlafen, was gut war, weil der Boden eben war und es auch ein bisschen Licht gab, um mein Zeug aus- und wieder einzupacken.

Die Strecke mit über 15.000 Höhenmetern führt nicht nur über Gravel
# Die Strecke mit über 15.000 Höhenmetern führt nicht nur über Gravel - Marion bevorzugt 40 mm-Reifen.

Was wolltest du über den Schlaf hinaus noch verbessern?

Mein Essen. Ich hatte letztes Jahr viel zu wenig gegessen, weil ich wegen der Hitze nichts runterbekommen habe. Das Einzige, was funktioniert hat, waren Gels und Kohlenhydratdrinks, davon habe ich dieses Jahr mehr eingepackt.

Ich verbrenne 8000 – 9000 Kalorien am Tag.

Ich esse schon noch was Richtiges, aber ich verbrenne 8000 – 9000 Kalorien am Tag und so viel kriegst du bei 40 Grad nicht mit fester Nahrung runter. Das wären neun Pizzen! Viel von meiner Nahrung muss ich mitnehmen, denn gerade die ersten zwei Drittel der Strecke sind taktisch interessant, weil es nicht so viele Verpflegungspunkte gibt. Da gibt es verschiedene Schlüsselstellen, wo man sich eindecken sollte. Hinter Gor kommt 120 Kilometer nichts.

Das heißt aber auch, dass du riesige Mengen Wasser mitschleppen musst?

Ich habe fünf Liter dabei, aber es gibt auch immer wieder Wasserquellen. Wobei es in den 120 Kilometern hinter Gor auch keine Quellen gibt, aber immerhin geht es da auf über 1000 Meter Höhe und ist nicht mehr so heiß.

Bist du von der Planung dieses Jahr anders rangegangen, weil du das Rennen schon mal gewonnen hast, oder willst du einfach deine eigene Performance optimieren?

Letzteres. Ich wusste ja nicht, wie die Konkurrenz drauf ist und es waren wieder ein paar starke Frauen am Start. Jede von denen hat dieses Jahr schon irgendwas gewonnen. Lael Wilcox war da, das ist die Koryphäe des Ultracyclings bei den Frauen. Ich wollte mich aber nur mit meiner eigenen Performance messen und gucken, wie weit ich komme.

Mit drei Stunden Schlaf am Tag komme ich im Alltag eigentlich nicht klar und jeweils 5000 Höhenmeter drei Tage am Stück ist eigentlich auch unmachbar.

Wenn ich daran denke, was ich da letztes Jahr für eine Performance hingelegt habe, dann denke ich immer noch: „Das war krass out of space!“ Mit drei Stunden Schlaf am Tag komme ich im Alltag eigentlich nicht klar und jeweils 5000 Höhenmeter drei Tage am Stück ist eigentlich auch unmachbar. Ich habe noch sehr viel Ehrfurcht vor meiner eigenen Leistung. Ich habe letztes Jahr während des Rennens so ein bisschen meine Superkräfte entdeckt, vor allem das Adrenalin, das mich gepusht hat, als ich wusste, dass ich in Führung liege.

Die Anstiege sind teils sehr steil...
# Die Anstiege sind teils sehr steil...
...Schieben gehört dazu.
# ...Schieben gehört dazu.

Alle Frauen, die als Siegerinnen gehandelt wurden, hatten dieses Jahr schon Rennen gewonnen. Du hattest vor ein paar Wochen die Orbit360-Serie zum zweiten Mal gewonnen. Wie passt diese Serie zu einem mehrtägigen Rennen?

Der große Unterschied ist, dass du beim Orbit360 nur Tagesetappen fährst. Aber du lernst da total gut, effizient zu fahren. Die Strecken sind so lang, dass es darauf ankommt, seine Pausen zu optimieren. Ich bin da auch ganz oft in den Top 5 gelandet, obwohl ich nicht superhart gefahren bin. Ich hatte aber bei manchen Orbits nur eine Pausenzeit von unter fünf Minuten und darauf kommt es bei Ultradistanzrennen an.

Dazu kommt bei Gravelrennen auch noch der mentale Umgang mit der Tatsache, dass du nicht vorankommst. Du hast ja nicht nur die Kilometer und die Höhenmeter. Dazu kommt auch manchmal, dass du sehr langsam bist oder irgendwo hochwanderst. Währenddessen musst du trotzdem positiv bleiben.

Hattest du die Orbits auch so akribisch geplant wie das Badlands?

Die letzten beiden Jahre habe ich das gemacht. Da habe ich mir vorher die Karte und das Höhenprofil angeschaut und mir gemerkt, wo es zu essen und zu trinken gibt. Dieses Jahr habe ich das nicht gemacht, weil es sowieso immer anders kommt, als man denkt.

Ich habe auch mittlerweile eine Superkraft entwickelt, wo ich Wasser herbekommen kann, zumindest in Deutschland. Friedhöfe, Häuser, Scheunen – das ist ultraschnell.

Ich habe auch mittlerweile eine Superkraft entwickelt, wo ich Wasser herbekommen kann, zumindest in Deutschland. Friedhöfe, Häuser, Scheunen – das ist ultraschnell. Du fährst hin, füllst deine Flasche auf und es geht sofort weiter. Das hat dieses Jahr gut funktioniert.

Schnelles und effizientes Verpflegen ist Teil des Erfolges.
# Schnelles und effizientes Verpflegen ist Teil des Erfolges.

Hattest du dein Training denn spezifisch auf bestimmte Belastungen ausgerichtet?

Letztes Jahr hatte ich einen richtigen Plan, wo ich die Orbits eingebaut hatte. Unter der Woche bin ich einen Dreierblock FTP-Building gefahren und am Wochenende einen Orbit. Das habe ich drei Wochen gemacht und dann eine Woche Pause eingelegt, das hat super funktioniert.

Dieses Jahr ging das nicht, weil ich viel auf Dienstreisen war und dadurch nicht so systematisch trainieren konnte. Ich bin öfters joggen gewesen und habe die Orbits so geplant, dass ich die jeweils dort machen konnte, wo ich auf Dienstreise war. Das hat besser geklappt, als gedacht, meine FTP hat sich sogar ein bisschen verbessert. Dazu habe ich mich unglaublich gut erholt, weil ich gerade einfach ein schönes Leben habe. Obwohl ich dieses Jahr weniger trainiert habe, bin ich fitter, was cool zu sehen ist.

Du hast dich in deinem Training nur auf die FTP konzentriert, weil du bei so langen Touren eh nicht sprinten musst?

Genau. Du musst im Prinzip auch keine langen Touren fahren, das mache ich nur für den Kopf und für das mentale Training, wenn ich auf langen Touren in meine Tiefs reinkomme. Physiologisch bringt es nichts, länger als fünf Stunden auf dem Rad zu sitzen, da bringen Intervalle mehr.

Die körperliche und mentale Vorbereitung scheint super gelaufen zu sein, wie sieht es denn mit dem Rad aus?

Das Rad ist viel leichter geworden, das ist jetzt ein Carbon-Prototyp des neuen Votec VRX mit Carbon-Anbauteilen. Die Gangschaltung ist die gleiche geblieben, die Übersetzung ist so ein Mullet Build mit 40 Zähnen vorne und einer 10-52er MTB-Kassette hinten. Das ist Gold wert bei den vielen Höhenmetern, die man da wegdrücken muss. Ich finde, das neue Rad fährt sich schneller, entweder weil ich anders sitze oder weil es leichter ist.

Das Rad,...
# Das Rad,...
...die Fahrerin.
# ...die Fahrerin.

Auf was für Reifen warst du unterwegs? Das Gelände sieht auf Fotos so aus, als wären MTB-Reifen keine verkehrte Idee.

Ich fahre Continental Terra Trail in 40 Millimeter, das ist ein Super-Reifen. Mountainbike-Reifen sind nicht mein Style, ich habe auch mal die Continental Terra Hardpack in 50 Millimeter getestet.

Ich fühle mich mit so fetten Reifen nicht wohl, ich fühle mich da wie auf einem Traktor.

Ich fühle mich mit so fetten Reifen nicht wohl, ich fühle mich da wie auf einem Traktor. Und das Rennen hat auch echt viele Höhenmeter, weshalb es wichtig ist, leicht unterwegs zu sein. Wenn es zu mountainbikig wird, schiebe ich sowieso, tiefen Sand kann ich auch mit 50 Millimeter breiten Reifen nicht fahren und bin deswegen mit 40 Millimeter gut bedient.

Was an deiner Ausrüstung ist denn noch besonders wichtig für dich?
Mein Taschensetup ist leichter geworden, letztes Jahr hatte ich noch einen dicken Biwaksack und eine Daunenjacke dabei. Die habe ich rausgenommen und mein Gepäck ist dadurch ein Kilo leichter geworden. Ich schlafe jetzt in einem Notfallbiwak mit Seidenschlafsack auf einer Isomatte. Deswegen konnte ich die Taschen aus der Apidura Racing Series fahren. Ich trage Cargobibs von Velocio, das ist megageil.

Ich habe mir auf der letzten langen Tour vor dem Rennen in einer Bäckerei ein Stück Strudel gekauft und mir das in die Cargobibs reingestopft. Dadurch hatte ich Schenkel wie Robert Förstemann.

Ich habe mir auf der letzten langen Tour vor dem Rennen in einer Bäckerei ein Stück Strudel gekauft und mir das da reingestopft. Dadurch hatte ich Schenkel wie Robert Förstemann, aber der Strudel hat das gut überstanden und ich konnte den dann 50 Kilometer später snacken.

Mein Handy ist immer in der Tasche und dadurch kann ich während der Fahrt ganz einfach Fotos machen, das geht mit keiner anderen Tasche so gut. Gerade wenn man gravelt und nicht viel Zeit für ein Foto hat, weil man schnell wieder beide Hände am Lenker haben möchte. Ich habe auch eine Trinkweste von Apidura getragen. Sowieso trage ich alles von Apidura, was ich habe, weil die Marke mich eingeladen und mir den Startplatz geschenkt hat. Da passen zwei Liter rein, aber ich habe am Rad noch knapp drei Liter. Unterm Tretlager ist mein Werkzeug, aber ich habe zwei Flaschen im Rahmen und zwei an der Gabel.

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# Badlands Marion 00009

Welche Fragen hättet ihr noch an Marion?


Das Gespräch wurde von Votec für uns mit Marion geführt und vorher mit uns abgestimmt. Wir danken für die Chance, bedanken uns bei Marion, dass sie sich die Zeit genommen hat und bei Sebastian Samek/Votec für die zur Verfügung gestellten Bilder.

Fotos: Sebastian Samek/Votec

Neuer Rennrad-Rapsong mit Interview: Immer noch nicht satt!

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Spotify und Co. streamen seit kurzem „Immer noch nicht satt”, einen Rap übers Rennradfahren des Interpreten Wattmeister Fresh. Ihr kennt weder den Song noch den Typ? Da sich hinter dem Künstlernamen, den Beats und den Lyrics jemand verbirgt, der auch hier viel schreibt, haben wir die Gelegenheit für ein Interview geschaffen. Hier gibt es den Song zum Hören und den Text sowie die Geschichte seiner Entstehung.

„Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt“ auf Spotify

Du siehst das Fenster nicht? Hier kannst du den Song auf Spotify hören:

Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt: Hier geht es direkt zum Song!

Alternative zu Spotify: Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt auf Amazon Music, auch auf Instagram ist der Song in „Reels“ und als Story-Musik verfügbar.

Interview: Die Idee hinter dem Song

Rennrad-News: Hallo, soll ich dich mit Wattmeister Fresh ansprechen?

Hannes: Nein, du kannst weiterhin Hannes sagen, das passt!

Hannes, ich kenne dich als schreibenden Kollegen von MTB-News. Ich habe gehört, dass du an Karneval auch mal singst, jetzt ein Rap übers Rennradfahren, wie kam es dazu?

Ich war tatsächlich mit dem Rennrad unterwegs, gerade einen Berg hochgefahren und hatte diesen Satz im Kopf, der ja auch so etwas wie ein Mantra geworden ist, „immer großes Blatt” und irgendwas mit “Steigung”, dann hatte ich den Refrain eigentlich schon im Kopf. “15 Grad Steigung – Großes Blatt”, dann habe ich angehalten und mir das direkt aufgeschrieben.

…weil du ständig auf der Suche nach neuen Song-Texten bist.

Ich bin kein Musiker und erst recht kein Rapper! Das fiel in eine Zeit, in der ich sowieso öfter mal auf Garage Band (eine Musik-Kompositions-App von Apple, Anm. der Redaktion) öfter mal auf dem iPad herumgedaddelt habe. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Abend einen coolen Beat zu bauen. Nicht einfach nur Fernsehn zu schauen, sondern noch ein bisschen produktiv zu sein. Ich habe also immer Beats gebaut und hatte dann diesen einen Satz vom Rennradfahren im Kopf. Es ging mit dem Ursprungsbeat los, der ja so ein bisschen Trap-mäßig ist, dann habe ich noch eine Base Line dazu gebaut, ein paar Melodien für zwischendrin, den Keyboard-Sound und dann ging das so weiter.

Aber bislang hatte ich ja nur diesen einen Satz: “15 Grad Steigung, großes Blatt”. Mir war im Nachhinein klar, dass sich da eine Nähe zur #8000Watt-Bewegung ergibt, die ich gar nicht so beabsichtigt hatte, ich wollte es jedenfalls nicht so einzeln als Aussage stehen lassen.

Dann habe ich den Rest des Textes geschrieben, mit ein paar Tipps von noch eingefleischteren Rennradfahrern wie beispielsweise dir. Im Anschluss habe ich das alles eingesungen, mit dem Podcast-Mikro unseres MTB-News-Podcasts „Pokal oder Spital”. Ganz zum Schluss dachte ich – da fehlt noch was. Das war der Moment der Bläser, die ich dann noch eingebaut habe. Und jetzt klingt es ziemlich wuchtig, man sollte sich das schon mal auf einer großen Anlage anhören!

Rap über Rennradfahren, da war doch schon mal was? Mir fallen spontan der Kölner Genz und sein Jan Ullrich-Rap ein und der internationale Cycling Smashhit “Performance”. Hast du vorher geguckt, was das Genre hergibt? Waren das Vorbilder?

Nee, tatsächlich nicht. Ich kenne natürlich beide Songs, aber es gab in dem Sinne eigentlich gar kein Vorbild.

Du hast es schon gesagt, du fährst selber Rennrad. Ich höre dennoch eine gewisse Ironie im Song mitschwingen. Du bist ja eigentlich MTB-Fahrer. Wie ist dein Blick aufs Rennradfahren?

Ich bezeichne mich tatsächlich definitiv eher als MTB-Fahrer, aber mir macht das Rennradfahren auch sehr viel Spaß. Ich habe ja auch schon auf Rennrad-News diverse Tests und Tourenberichte geschrieben. Das Rennradfahren ist für mich ein guter Ausgleich zu den Trailtouren, die ich sonst so mache. Aber klar, im Lied ist so ein bisschen die Veralberung das Ding, was man in sozialen Medien oder auf diversen Meme-Seiten so liest.

Für Rennrad-News hat Hannes unter anderem das Focus Paralane getestet.
# Für Rennrad-News hat Hannes unter anderem das Focus Paralane getestet.
Diashow: Rennrad-Rapsong „Immer noch nicht satt“: Wattmeister Fresh im Interview!
… hier wurde natürlich extra maximales Style-Equipment verwendet!
Anstrengendste Tour bisher? Sicherlich die 400 km nach Berlin …
… auf den letzten 30 km gab es Unterstützung von Kollege Marcus
Für Rennrad-News hat Hannes unter anderem das Focus Paralane getestet.
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Willst du jetzt damit andeuten, dass der Inhalt mehr aus medialer Erfahrung kommt als aus eigener Erfahrung?

Sowohl als auch. Ich finde halt manches Gebaren von manchen Rennradfahrern ein bisschen großspurig und dann steige ich da eben etwas drauf ein. Aber ohne da zu hochmütig zu klingen: Mir ist das aber selber gar nicht fremd! Ich merke schon auch, dass ich auf dem Rennrad selber versuche, abzuliefern. Es gibt schon den einen oder anderen KOM, bei dem ich immer wieder motiviert bin, da alles reinzuschmeißen. Auf der anderen Seite – ich wiege halt über 100 kg auf 1,93 m – begrenzt sich mein Ehrgeiz eher auf Flachstücke und Sprints und richtet sich weniger auf lange Berg-Segmente.

Es ist so ein Mix aus beidem. Ich mache einerseits gerne mit, auch was die Lust an neuem Equipment oder Klamotten und Brillen angeht, aber andererseits finde ich, dass man es auch nicht so bierernst nehmen sollte. Ich brauche zum Beispiel kein 6-Kilo-Rad, wenn ich selber 100 kg wiege.

Eigentlich ist Hannes aber auf dem Mountainbike zuhause.
# Eigentlich ist Hannes aber auf dem Mountainbike zuhause.

Du erwähnst das Equipment. Findest du, dass Rennradfahrer Styler sind?

Mmmh … das ist eine Definitionssache. Es gibt im MTB-Bereich auch Styler, das ist aber vielleicht ne andere Ebene. Also, gerade das Optische – da verweise ich auch gerne noch einmal auf das Interview mit Paul Ripke, in dem er das auch sagt, das geht natürlich in diese große Style-Richtung. Er erwähnt ja auch, dass er sehr viel Schönes im Rennradfahren sieht, Rahmenformen, Farben und Co.

Es gibt die Leute im MTB-Bereich natürlich genauso, die immer stylish aussehen wollen und die neusten Klamotten und Parts haben, auch da nehme ich mich natürlich nicht raus. Aber das passiert da weniger im Performance-Bereich, da geht es nach meinem Gefühl eher drum, dass es lässig und cool aussieht.

Für das Fotoshooting wurde aus den Vollen geschöpft …
# Für das Fotoshooting wurde aus den Vollen geschöpft …
… hier wurde natürlich extra maximales Style-Equipment verwendet!
# … hier wurde natürlich extra maximales Style-Equipment verwendet!

Um auf eine Textzeile zu kommen: Oneby oder Triple?

Da bin ich eher bei Oneby. An alle Schaltungshersteller: Ich würde mir eine schöne 1×13 fürs Rennrad wünschen, in der Art einer SRAM Eagle oder Shimano XTR 12-fach mit einem Berggang, der Rest ist mir egal. Abstufungen sind mir auch nicht ganz so wichtig.

Gibt es doch von Campagnolo …

Ja, stimmt, aber da ist mir der Berggang zu niedrig. Ich will vorne schon ein relativ großes Blatt fahren, aber auch mal steilere 300 Hm am Stück hochfahren können. Ich habe letztens mein Schaltverhalten mit der SRAM AXS Web App ausgewertet und ich fahre zu 99 % auf dem großen Blatt. Nur an diesem einen Berg hier in der Gegend mit den 300 Hm, da nutze ich dann das kleine Blatt. Das müsste die Gruppe auch noch schaffen.

Dein persönliches Verhältnis zu Bergen mit dem Rennrad? Rheinradweg, Koppenberg oder Mont Ventoux?

Schwierig. Die goldene Mitte, bitte.

Also Mittelgebirge, wo du auch fährst?

Ja, also Hügel gerne, ich mag den Mix. Mal Ballern auf Schnitt im Flachen, mal eher entspannt mit kleinen Bergen.

Noch mal zu dir persönlich – das musst du dir als Star schon gefallen lassen, damit du auch mal in die Intouch kommst. Was ist deine beste Angeberleistung auf dem Rennrad und was auf dem MTB?

Uh, die beste Angeberleistung? Da fällt mir ehrlich gesagt nicht wirklich viel ein … obwohl, doch: Die beste Angeberleistung ist auf dem Rennrad definitiv die 400 km-Fahrt am Stück nach Berlin, obwohl ich das mehr für mich selbst gemacht habe und über die ich auch hier den Bericht verfasst habe. Aber für Rennrad-Smalltalk eignet sich das im Fall der Fälle sicher als beste Angeberleistung. Und auf dem MTB (überlegt lange) – da könnte ich höchstens sagen, dass ich einen Bunnyhop auf eine Tischtennisplatte springen kann. Sonst bin ich da fahrtechnisch solide unterwegs, ohne besonders krasse Sprünge, Drops oder heftige Sachen machen zu können.

Anstrengendste Tour bisher? Sicherlich die 400 km nach Berlin …
# Anstrengendste Tour bisher? Sicherlich die 400 km nach Berlin …
… auf den letzten 30 km gab es Unterstützung von Kollege Marcus
# … auf den letzten 30 km gab es Unterstützung von Kollege Marcus

Gibt es eigentlich diesen Angeber-Talk im MTB-Bereich? Also bei Rennradfahrern gibt es das auf jeden Fall, sage ich mal …

Vielleicht unter Racern, eher in Verbindung mit Strava, wenn es um Speed geht. Aber im Wald auf den Trails ist das alles eh komplett irrelevant, wenn es nicht um Rennen geht – zumindest bei uns. Von unseren Touren kenne ich das nicht, eher geht es um den Spaß in der Gruppe. Berghoch ist es völlig egal, wie schnell man fährt. Das gibt es glaube ich weniger.

Warum kein Song über Mountainbiker?

Ich glaube dann letztlich doch – da ich ja ursprünglich Mountainbiker bin – dass ich über den Rennradbereich mehr zum Veralbern finde als beim MTB, weil die Sicht von außen noch etwas mehr vorhanden ist. Aber: Es gibt beim MTB-Bereich natürlich auch wahnsinnig viel zum Veralbern, ich kann da nur die IFHT-Videos empfehlen, von denen auch das Performance-Lied ist. Mir ist eben für den Rennradbereich mehr eingefallen.

Jetzt gibt es da so eine Schnittmenge zwischen Rennrad und MTB, das Gravelbike. Ist das für dich eine Schnittmenge oder weder Fisch noch Fleisch?

Das ist für mich tatsächlich leider weder Fisch noch Fleisch, denn ich fahre selber aktuell gar kein Gravel Bike. Was mir aber auffällt, wenn ich dann mal wieder Gravel Bike fahre, ist, dass es definitiv Vorteile in der Ebene gibt, da fährt man minimal schneller als mit einem schnellen XC-MTB. Geht es aber den Berg runter und es wird ein bisschen wurzelig, hat man mit einem leichten XC-Fully, wie ich es hier fahre, unfassbare Vorteile. Auf einem Gravel Bike tut es sehr weh irgendwann. Wofür es für mich dann wirklich Vorteile hätte, wäre so ein langes Etappenrennen. Ich fahre aber auf dem Rennrad mittlerweile 30 mm breite Reifen, so langsam nähere ich mich also schon der Breitreifenfraktion an! Aber aktuell ist meine Wahl eher mein XC-Fully mit 12 kg für Geländiges oder halt das Rennrad für die Straße.

Nochmal zu dem Song. Wie lang hast du dafür eigentlich gebraucht?

Das ging relativ schnell. Die Lyrics waren so in einer Stunde fertig, alles in allem dauerte es vielleicht einen Tag. Viel aufwändiger war das ganze Drumherum, das Foto für das „Cover“, das Einstellen bei Spotify und so weiter.

Gab es schon Reaktionen?

Durchaus. Ein paar unterschiedliche Leute haben es gefeiert, manche haben es wohl auch schon mitgesummt, als sie auf dem Fahrrad unterwegs waren. Von daher würde ich sagen: Ziel erreicht. Es soll einfach ein lustiges Lied sein, was vielleicht den einen oder anderen dazu reizt, die Anlage mal aufzudrehen oder auf der nächsten Tour am Berg ein bisschen Motivation zu tanken.

Was kommt als nächstes?

Ich habe ein paar Zeilen und einen Anfangs-Beat dazu. Ihr werdet es erfahren. Jetzt weiß ich ja, wie das Bereitstellen geht.

Wattmeister Fresh – Immer noch nicht satt: Hier geht es direkt zum Song!

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Wie gefällt euch das Lied?

Fragen: Jan Gathmann / Fotos: Johannes Herden, Jens Staudt

Radsportler der Jahres 2020: Lennard Kämna und Emma Hinze gewinnen

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Bei der Wahl zum Radsportler des Jahres 2020 sind Lennard Kämna, Emma Hinze und Marco Brenner die Sieger. Die Wahl wird von den Lesern der Magazine „Radsport“ und „Rennrad“ durchgeführt.

Lennard Kämna, Emma Hinze und Marco Brenner sind die Radsportler des Jahres 2020. Damit setzten sich bei den Männern erneut Straßenfahrer durch. Auf den ersten drei Plätzen landeten dabei ausschließlich Fahrer des deutschen Rennstalls Bora-Hansgrohe. Bei den Frauen dagegen fiel die Wahl auf die dreifache Bahn-Weltmeisterin Emma Hinze. Bei den Nachwuchssportlern gewann das Votum Marco Brenner.

Lennard Kämnas Tour-Etappensieg hat den Rennrad-Lesern so imponiert, dass er die Wahl klar vor seinen Teamkollegen Maximilian Schachmann und Pascal Ackermann gewann. „Ich freue mich, von den Lesern zum Radsportler des Jahres gewählt worden zu sein. Das ist für einen Sportler eine der schönsten Auszeichnungen,“ sagte Kämna, als er von seinem Wahlsieg erfuhr.

Emma Hinze gewann 2020 bei der Heim-WM in Berlin drei Titel. Ihre Siege im Sprint, im Keirin und im Teamsprint machten sie zur großen Favoritin für die Olympischen Spiele in Tokio, aber dann kam alles anders. Im weiteren Verlauf des Jahres konnte die 23-Jährige wegen der Corona-Pandemie keine Wettkämpfe bestreiten. Darum freut sie sich umso mehr über den Erfolg bei der Leserwahl. „Das ist cool und noch einmal eine Anerkennung meiner Leistung, wenn sich so viele Leute bei einer so traditionsreichen Wahl für mich entscheiden“, sagt Hinze, die sich in den nächsten Monaten auf die Olympiavorbereitung stürzen wird, nachdem ihre Knieverletzung wieder ausgeheilt ist.

Der Augsburger Marco Brenner hat souverän die Wahl zum Radsportler der Jugend gewonnen. Der 18-jährige kann trotz Corona und dadurch bedingten langen Zwangslausen auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken: International sticht die Silbermedaille im Zeitfahren bei der Straßen-EM in Plouay hervor; mehr war fast nicht möglich, da es für die Nachwuchsklassen keine Weltmeisterschaft auf der Straße gab und auch die Nations-Cup-Rennen fast nicht zur Austragung kamen.

Die Wahlergebnisse

Radsportler des Jahres
1. Lennard Kämna: 26,9 %
2. M. Schachmann 19,2 %
3. Pascal Ackermann 16,3 %
4. Felix Groß 16,2 %
5. Maximilian Levy 10,9 %
6. Marcel Meisen 10,4 %

Radsportlerin des Jahres
1. Emma Hinze 25,0 %
2. Lisa Brennauer 22,8 %
3. Franziska Brauße 18,9 %
4. Elisabeth Brandau 11,6 %
5. Lea Friedrich 11,5 %
6. Hannah Ludwig 10,1 %

Radsportler der Jugend
1. Marco Brenner 27,1 %
2. Luisa Daubermann 20,2 %
3. Benjamin Boos 15,2 %
4. Willy Weinrich 13,9 %
5. Lennart Krayer 13,7 %
6. Tim Teutenberg 9,7 %

Stimmt ihr mit den Lesern der Rennrad überein? Wer wären eure Favoriten gewesen?

Infos: Pressemitteilung BDR / Fotos: BVA
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